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4.1. QUALIFIZIERUNGALSWISSENSCHAFTLER 295
alle verwaltungsmäßigen Aufgaben allein zuständig war und sich angesichts der vollen
beruflichenTätigkeit seinerFrauauchbei familiärenPflichten zusätzlich engagierenmuß-
te. Dazu gehörte beispielsweise auch die Betreuung des Babys, das nur vormittags und
werktags vonunserer damaligenNachbarin,FrauSchmid,mitbetreutwurde, die ein ähn-
lich altes Kind hatte. Anmeine Geige war daher so gut wie nicht mehr zu denken und
dasQuartettspielenwarvöllig versandet.AuchmeineReflexionenmußtendrastisch redu-
ziertwerden.Die schönenStudienzeitenwaren endgültig vorbei. Jetzt bestimmtenmeine
Verantwortlichkeiten und die äußerenUmstände denRythmusmeines Tuns, nichtmehr
meineReflexionen im stillenKämmerlein oder in der freienNatur.
Zudemwaren die finanziellen Rahmenbedingungen in jenen Jahren infolge der einge-
gangenen zwarvernünftigen, aberhohenVerpflichtungen sehr angespannt, auchwennwir
zusammen über ein monatliches Einkommen von immerhin etwa 3.500,- DM verfügen
konnten. Das fehlendeGeld war daher ein von Jutta immer wieder vorgehaltener Zank-
apfel in der jungen Ehe. Sie hätte es lieber gesehen, wennwirmein Elternhaus verkauft
undunsmitdemErtrageinangenehmesLebengemachthätten,wie esdieFamiliemeiner
Schwester getan hat.Mitmirwar das aber unter keinenUmständen zumachen.DieBe-
wahrung des Elternhauses in Familienbesitz war fürmich eine unverrückbaremoralische
Verpflichtung. So erwarb ichmir durchmeineBeharrlichkeit undmeinenvielseitigenEin-
satz in jenenJahrenquasi nebenbeiund imSelbststudiumeine solideBasisdes effizienten
Managements und einer zuverlässigenVerwaltungmeiner Unternehmungen, wasmir bis
heute sehr zugute gekommen ist.
ErstesUSA-Jahr
Weiter oben in diesemAbschnitt 4.1 habe ich von demTreffen und der Korrespondenz
mit Professor Büchi berichtet, der mir versprach, sich in den USA nach einer Chance
fürmich umzuhören, dort ein Jahr an einer Universität zu arbeiten. Unabhängig davon
unternahm ich mit Schreiben vom 9.1.1970 an den damaligen Verwaltungsleiter, Herrn
LesterEarnest, desArtificial Intelligence InstitutsvonProf. JohnMcCarthydenVersuch,
dort einePostdoc Stelle zu bekommen, erhielt aber postwendend eineAbsage.McCarthy
war schon damals dieKoryphäe derArtificial Intelligence (Künstliche Intelligenz) in den
USA und erhielt daher wohl jede Woche eine solche Anfrage. Aber man konnte es ja
einmal probieren.
ImFebruar 1970 erhielt ich einenBrief datiertmit dem4.2.1970 desChairman,Herrn
MartinWechsler, desDepartment fürMathematik und Informatik derWayne StateUni-
versity (WSU) in Detroit. Er habe vonmeinem Interesse an einer Stelle in seinemDe-
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427