Seite - 153 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers

Kapitel 3 Zielsuche Die Kindheit ist ein Kinderspiel imVergleich zu den auf sie folgenden Jahren. Denn zu vieleswirdaufeinmalvonJugendlichenverlangt.Mitder inderPubertäterfolgendenhor- monellenUmstellung sind siemit bislangvöllig unbekanntenEmpfindungenkonfrontiert, mit denenumzugehenmanerst ganzneu lernenmuß.Die individuelleRolle unterGleich- altrigen ebensowie unterErwachsenen ist ebenfalls nochnicht verläßlich ausgeprägt.Die umgebendeWelt erscheint weitgehend noch unbegreiflich. Für die eigeneWillensbildung und für individuelle Entscheidungen fehlt noch eine klare Vorstellung der eigenenWerte und Ziele im individuellen Leben. KeinWunder, daß auch ich als Heranwachsendermit vielenHerausforderungen schwer zu kämpfenhatte.Wie ich versuchte, diese zumeistern, und zuwelcherRichtungmeines Lebensweges dies führte, wird das durchgängigeThema diesesKapitels sein. 3.1 Ende derGymnasialzeit DerwichtigsteTeilmeines jugendlichenLebens bis hin zumAbiturwurde vonder Schule geprägt. Mit anderenWorten, meine zu spielende Hauptrolle war: Schüler zu sein. Die gymnasialen Anforderungen waren in der damaligen Zeit sicher nicht geringer als heu- te, sondern eher deutlich höher. Denn der Anteil eines Altersjahrganges, der das Abitur oder eine gleichwertige Qualifikation absolvierte, ist seither von damals etwa 6 Prozent auf heute über 50 Prozent angestiegen,1 eine quantitative Steigerung, die naturgemäß nur durch eine entsprechendeAbsenkungdesAnforderungsniveaus zu realisieren ist.Aus 1Die sogenannte Studienberechtigtenquote lag 2014 bei 53% (https://www.destatis.de/DE/Publi- kationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Hochschulen/BroschuereHochschulenBlick0110010167- 004.pdf?_blob=publicationFile, Zugriff 23.3.2017). 153