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356 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
KIAktivitäten
Anstattmeine Zeitmit nutzlosenKlagen darüber zu vergeuden, welche Hindernissemir
in denWeg als Forscher über eine Zeit von mehr als einem Jahrzehnt gelegt wurden,
engagierte ich mich um diese Hindernisse herum zugunsten meines Forschungsgebiets
der Künstlichen Intelligenz (KI). Dieses Gebiet verfolgt das langfristige Forschungsziel
eines Verständnisses intelligenten Verhaltens auf einer komputationalen Grundlage. Der
Name tauchte erstmals englisch als Artificial Intelligence imKontext der sogenannten
Dartmouth Conference auf, die 1956 in denUSA abgehalten wurde. Obwohl es in jener
Zeit eine Reihe von Arbeiten auch im deutschen Sprachraum zu dieser Thematik gab,
fand sich hier bis Mitte der siebziger Jahre keine Forschergemeinschaft zusammen, die
sich auf diesemGebiet wissenschaftlich engagierte. Erst 1975wurde bei einem vonProf.
Gerd Veenker nach Bonn einberufenen Treffen gewissermaßen der Startschuß für dieses
Gebiet inDeutschland gegeben.
Ich habe die geschichtliche Entwicklung der deutschenKI bis zum Jahre 1981 bereits
in einem Zeitschriftenartikel ausführlich dargestellt.119 Deshalb will ich hier nur einige
Anmerkungen dazumachen, die meine Rolle in dieser Entwicklung skizzieren.Wir eta-
blierten damals als Ergebnis des Treffens in Bonn den viermal im Jahr erscheinenden
Rundbrief KI,120 der später in die Zeitschrift KI überging. Die ersten sechsAusgaben in
Blattform wurden von Herrn Prof. Hans-Hellmut Nagel herausgegeben, der damals der
einzige deutscheHochschullehrermit einerProfessur auf der obersten Stufewar, der sich
zurKIbekannte.Abder siebtenAusgabe übernahm ichdieseAufgabe für zwei Jahre bis
1988. IndieserZeit entwickelte sichdieses fürdieBildungderdeutschenKI-Gemeinschaft
sowichtigeOrgan zu einemveritablenwissenschaftlichenNewsletter.Da ichanderTUM
aus den in den vorangegangenenUnterabschnitten beschriebenenGründen keinerlei Un-
terstützungfüreinesolche jadergesamtenDisziplinnützendeTätigkeiterhielt,121 lagalles
inmeinenHänden angefangen von der redaktionellenArbeit über dieKorrespondenz bis
hin zur Erstellung derDruckvorlage und zumSammeln undAufschreiben der Adressen.
Nur der Druck wurde in unserer Institutsdruckerei aufgrundmeiner guten Beziehungen
zu den dort tätigenPersonen professionell durchgeführt.
119Wolfgang Bibel, The Beginnings of AI in Germany, KI 4, 48 54, November 2006, DOI:
10.13140/2.1.3288.2563.
120http://www.kuenstliche-intelligenz.de/de/archive/ki-rundbriefe/, Zugriff 27.9.2016.
121ImGegenteil, das Institut protestierte in einem Schreiben vom 29.3.1977 ausdrücklich gegen diese
Tätigkeit und ging sogar soweit, mir die Benutzung einer Schreibmaschine des Instituts zu untersagen
(siehe dazu dieKorrespondenz denAusschuß 6 derGI betreffend imAO7 imArchiv desAutors).
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427