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144 KAPITEL2. KINDHEIT
auf S.52 imFAWB2 sehen kann. Das neue sollte nachmeiner Vorstellung unbedingt ein
Herkules Herrenrad sein, das ich mir dann zur Konfirmation mit meinen Ersparnissen
selbst gekauft habe.160Zudembekam ichausdiesemAnlaßmeinen erstenAnzug, denwir
bei dem soliden Herrenausstatter Blümlein in der Kaiserstraße in Nürnberg aussuchten
und der auch äußerlich ausmir nun einen angehenden jungenMannmachte. Auch sonst
wurde ich zu diesem Tag reich beschenkt, an dem selbstverständlich mein Pate, Onkel
Loni, mit seiner Frau teilnahmen. Daneben sieht man auf den Bildern auch Tante Lisl,
die ihrerLebensaufgabedurchdenToddesGroßvaters imJahrdavorberaubtwurdeund
meinerMutterwohl in derKüche für das Festessen behilflichwar.
Ichwurde fastüberschüttetmitDutzendenvonGlückwunschkarten, indenennicht sel-
tenauchGeldgeschenke steckten.Viele derKartenkamenvonPersonen inMögeldorf, die
ich oft persönlich gar nicht kannte.Denn damalswar in dieserGemeinde dieVorstellung
noch sehr präsent, daß dieKirche als verbindende Institution die ortsansässigenEinwoh-
ner zu einerGemeinschaft so formte, daß derenMitglieder für einander einstanden.Dies
wolltenviele anläßlichderKonfirmationgegenüberdemneuenvollgültigenGemeindemit-
glied sichtbar zumAusdruckbringen (vor allemwenndieser derSohneines einflußreichen
Stadtrats war). Nach derKonfirmation ging ich denn auch auf Tour und bedanktemich
vor allembei den großzügigeren darunter persönlich. Jeder nahm sichZeit für einen kur-
zen Austausch, was mein Gefühl des Erwachsenseins verstärkte. In diesem Sinne fühlte
ichmich erwachsen geworden.
2.5.3 Familie
Mit demErreichen der Gymnasialzeit, deren erste Hälfte in diesemAbschnitt im Fokus
steht, begann der Einfluß der Familie auf die Entwicklung des Kindes natürlicherweise
abzunehmen. Gleichwohl bildete diese nach wie vor einen prägenden Bezugspunkt und
trug zu meiner weiteren Formung bei. Deshalb wollen wir zum Ende des Kapitels nun
auch noch auf die übrigen drei Familienmitglieder und ihr Leben in jenen Jahren zu
sprechen kommen.
MeineMutter161 teilt das Schicksal ihrer Geschlechtsgenossinnen der damaligen Zeit.
Das Gewicht ihrer Rolle für den Erfolg aller Familienmitglieder kann sich mit der des
Vaters in jeder Hinsicht messen lassen. Und doch läßt sich Ihr großer Beitrag nicht an
äußeren Erfolgen wie etwa beimVater sichtbarmachen. Ihre Leistung bestand vielmehr
160Dieses Fahrrad, das sage und schreibe 30 JahreGarantie auf Rahmen undLenker aufwies, habe ich
mehr als zwei Jahrzehnte gefahren, bis esmir inNeubiberg amBahnhof gestohlenwurde.
161FAWB3, S.1 sowie auf vielen anderenBildern.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427