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2.3. DIEZEIT INGEORGENSGMÜND 93
Diese Einschätzung der Aufgabenteilung mag in Bezug auf meinen Vater aus folgen-
dem Grund unvollständig sein. In einem Dokument vom 21.9.1947 seiner Personalakte
wird folgendeTätigkeit bestätigt: 7.7.46 31.3.47 als Hilfskraft beiMaurermst. Andre-
as Braun Ggmd. 88 Daraus ist erstens mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schließen, daß
Herr Braun dieMaurerarbeiten beimWiederaufbau geleistet bzw. geleitet hat. Zweitens
ist sehrwahrscheinlich, daßmeinVater in dieser Periode derArbeitslosigkeit tatsächlich
beimBauselbstHandmit angelegthat.Es ist jedocheherunwahrscheinlich, daß erdabei
explizit alsHilfskraft bezahltwurde; vielmehr hatman seineMitarbeitmutmaßlich beim
Rechnungspreis berücksichtigt.
VomBauselbsthabe ichdeshalbnichtvielmitbekommen,weil ichwohlnurausnahms-
weise einmalmit vorOrt sein durfte. Ich kannmichnur noch andieKalkgrube erinnern,
die hinter demHaus imGartenwie damalswohl üblich angelegtwar.Die besondere pud-
dingartigeKonsistenz und die kalt-weiße Farbe des gelöschtenKalks in dieserGrube hat
sich tief inmeinGedächtnis eingegraben. DieGrubewar vermutlich genau an der Stelle
des vormaligen Bunkers und in dessen Aushub angelegt. Die Bauarbeiten waren gegen
Ende 1947dann soweit abgeschlossen, daßwir endlichwieder in unserwiederaufgebautes
Hauszurückziehenkonnten.VomEinzugundderZeitdanachwirddannderAbschnitt2.4
ausführlicher berichten.
Großeltern
MeinebeidenElternwarenalsodurchVersorgungsmanagement,BerufdesVaters,Krank-
heit desVaters, Spruchkammerverfahren, Parteiarbeit undHausbau sicher vollstens aus-
gelastet.Angesichts dieser völligenAuslastung derElternwar ich in den Jahren 1945 bis
1947wohl oftmir selbst überlassen.Dadiese Jahre altersgemäßbeimirmit derBewußt-
werdungvonHandlungenundDenkvorgängen einhergehen, sindmir aus dieser Zeit noch
vieleDetails präsent.
MeinGroßvaterwardamals noch immerHerrscher seines aufgebautenReiches.Er hat-
te daher so gutwie keine Zeit für die Rolle desOpas seiner Enkel, obwohl ich nun ja im
Haus gegenüberwohnte.NebendemAnkurbelndesBetriebs nachdemKriege zurückauf
Vorkriegsniveaumitetwa70MitarbeiternwarerauchinumfangreicheImmobiliengeschäf-
88DieBestätigungwurde seinemWiederaufnahmeantrag indasBeamtenverhältnisvom23.9.1947 (Per-
sonalakte S.100) als Beilage angehängt, aaO. Fußnote 14.
Andreas Braun hatte ein Baugeschäft in der Rittersbacher Straße in Georgensgmünd, das als Säger-
Braun apostrophiert wurde. Es war zu jener Zeit eines der beiden örtlichen Baugeschäfte mit etwa
einemDutzendBeschäftigten. (Die Information hierzu verdanke ichBarbaraVolkert.)
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427