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112 KAPITEL2. KINDHEIT
mußten. MeinemVater ist dies nicht zur Last zu legen. Zum einen konnten wir uns zu
jener Zeit teurere Stunden kaum leisten. Zum anderen war diese Lösung deswegen sehr
bequem,weil meine damaligeVolksschule gleich neben diesemPfarramt gelegenwar. So
konnte ich die Stunden ohneNutzung irgendeinesVerkehrsmittels und völlig unabhängig
vonmeinenElternbesuchen.Die gleicheVolksschulewar zur damaligenZeitwie erwähnt
auch dieDienststellemeinesVaters.
Nach meinem Eintritt ins Realgymnasium nahm ich dort für eine gewisse Zeit am
Gruppenunterricht fürGeige teil. DessenQualität war wohl eher noch schlechter als der
bei demOrganisten.Dadurch ergab sich reichlichGelegenheit, weiteres zu verderben.
Ich bin meinen Eltern zu tiefstem Dank dafür verpflichtet, daß sie mir relativ früh
überhauptMusikunterricht ermöglicht haben. Leider wurde ich von ihnen aber musika-
lisch nicht aktiv in dem Sinne gefördert, daß sie sich unmittelbar ummein Musizieren
gekümmert hätten.ObwohlmeinVaterKlavier und etwasGeige spielen konnte, habe ich
ihnhöchstens einpaarMale amKlavier (undniemit derGeige) erlebendürfen,meistens
anWeihnachtenalsBegleitungzumSingenvonWeihnachtsliedern.Auchhat ernachmei-
ner Erinnerung niemit mir odermeiner Schwester gemeinsammusiziert. Ich habemich
wohl auch standhaft geweigert, im Familienkreis vorzuspielen. Hier trat zur Scheu des
Knaben sicher auch das fehlendeVorbild.
Auch von Seitenmeiner beiden noch lebendenGroßelternwurde ich in dieserHinsicht
nicht ermutigt.Die entferntwohnendeBibels-Omahatte,wie bereits erwähnt, keinwirk-
lichherzlichesVerhältnis zumirund interessierte sichnachmeinendamaligenEindrücken
so gut wie nicht für mein Tun. Der Riegelbauers-Opa äußerte sich eher verletzend statt
verständnisvoll übermeinemusikalischenVersuche. Er pflegte, wie bereits im erstenKa-
pitel erwähnt, in Gutsherrenart für einenGeldschein einen ortsansässigenKlavierspieler
zu engagieren, der ihm die LisztschenKlavierkonzerte vorspielte.Mit Verweis auf dieses
Vorbild hielt ermir dannmeine diesbezüglichenmangelndenFähigkeiten vor.
2.5 Beginn derGymnasialzeit
Nach dem Abschluß der 4-jährigen Volksschule war der Übertritt in das Gymnasium
für mich eine von niemandem hinterfragte Selbstverständlichkeit. Es ist mit Sicherheit
anzunehmen, daß hierbei die Entscheidung für das Realgymnasium110 am Egidienplatz
statt für eine der in Nürnberg vorhandenen Alternativen von meinem Vater vor allem
110HeuteWillstätter-Gymnasium.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427