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90 KAPITEL2. KINDHEIT
soweit sie geheiratet haben, ihre Ehepartner von außerhalb der näherenRegion gewählt.
Das ist in einemDorfwieGmünd fürdiedamaligeZeit schoneinbemerkenswerterSchritt
hin zur neuenZeit.
Wie ichbeschriebenhabe,warenwir trotzder inDeutschland1945dramatisch schlech-
ten Versorgungslage durch das besondere Engagement meiner Mutter immer in einer
vergleichsweise guten Situation ohne jegliche spürbare wirtschaftlicheNot. Soweit es ne-
bendiesenAnstrengungen zurVersorgungderFamilie, denberuflichenPflichtenundden
gesundheitlichen Problemen des Vaters möglich war, strebten meine Eltern sofort nach
Kriegsende das Ziel an, das zerstörte Haus inMögeldorf wieder aufzubauen. Die Entlas-
sung meines Vaters aus dem Schuldienst im April 1946 als der eine der beiden be-
schriebenen Schicksalsschläge konnte für dieses Ziel sogar als Chance genutztwerden.
Entsprechend ihrer Lebenseinstellung haben sie dieseChance sofort ergriffen.
Vorweg sei noch auf eine weitere höchst bemerkenswerte Initiative meines Vaters in
diesen leid- und sorgenvollenMonatenhingewiesen.Trotzder erlittenen schwerenSchläge
im und unmittelbar nach demKrieg lag ihm offenbar sofort wieder auch die bürgerliche
Verantwortung für das Ganze der deutschen Gesellschaft am Herzen, zu dem nach sei-
nerÜberzeugung auch eine demokratischeParteienstruktur gehörte. Auchwenn er, weiß
Gott, indenMonatendesJahres1946Sorgengenug für sichundseineFamiliehatte,grün-
dete er in diesem Jahr an seinemWohnort Georgensgmünd denOrtsverband der Freien
DemokratischenParteiDeutschlands (FDP).DieDeutscheDemokratischePartei (DDP),
eine der Vorgängerinnen der FDP, war ja auch seine politischeHeimat vor 1933, wie im
vorangegangenen Kapitel (Abschnitt 1.1.1) beschrieben wurde. Auch diese erstaunliche
Initiative zurZeit seiner schwerenErkrankungmanifestiert noch einmal eindrucksvoll die
Konstanz seiner politischenEinstellungenüber dieNazi-Zeit hinwegunddurchdiese hin-
durch.DiesesErgreifendererstmöglichenGelegenheitbestätigtüberzeugendmeineweiter
oben in diesemUnterabschnitt 2.3.2 ausführlich formulierteEinschätzungder politischen
RollemeinesVaterswährend derNS-Zeit.
Wiederaufbau
Nunaber,wie schonweiter oben angekündigt, zumGroßprojekt Wiederaufbau .Wie im
Abschnitt 2.3.1 geschildert,wardasElternhaus inMögeldorf durcheineBrandbombezer-
störtworden.DerBrandhatte den ausSandsteinquadernbestehendenGrundmauerndes
Hauptgebäudesnichts anhabenkönnen.AuchdasHinterhaus84war ebensowiedieLaube
imGarten verschont geblieben.DasHinterhaus hatte an seinerOstseite zweiRäume, die
84S. zB. FAWB2, S.46.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427