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162 KAPITEL3. ZIELSUCHE
dasBegabungsprofil ziehen kann.Hätte ichmeinBegabungsprofil schon damals gekannt,
hätte ich die schwächeren Seiten gezielt trainieren können,während aus demNotenprofil
eine derartige spezifischeFörderung so gutwie nicht ableitbar ist.
Kurz, ich plädiere hier für die professionelle Erstellung von detaillierten Begabungs-
profilen in unseren Schulen, zumindest ergänzend zu den üblichen Notenprofilen, sowie
für daraus zu erschließendepädagogischeKonsequenzen zugunstender einzelnenSchüler.
Aus der psychologischen Forschung sind entsprechende Methoden hervorgegangen, mit
denen solche Begabungsprofile zuverlässig erstellt werden können. Deren Kenntnis wäre
dann fürvieleEntscheidungen imLebeneines Individuums, beispielsweisebei einer ratio-
nal zu treffendenBerufswahlentscheidung, außerordentlich hilfreich. Noten sind dagegen
vergleichsweise nur sehr bedingt aussagekräftig.
Restliche Schulfächer
Von den insgesamt 14 Schulfächernwurden in den beiden vorangegangenenAbschnitten
dieviernaturwissenschaftlichensowiedieviersprachlichenFächerbesprochen.Hierwollen
wir nunnoch auf die verbleibenden sechsPflichtfächer sowie aufweitereWahlfächer kurz
eingehen undmit einigen allgemeinenBemerkungen den fachlichenTeil abschließen.
Esmacht eineMengeSinn,daßwir alsMenschenaufdieserErde innerhalbdesKosmos
schon in der Schule grobe Kenntnisse über die geologischen, soziologischen und politi-
schen Strukturen unseresHeimatplaneten imFachErdkunde vermittelt bekommen.Von
der Taiga in Rußland oder von den Staaten in denUSA etwas zu erfahren, war für uns
Schüler durchaus auch interessant, da der Reiseradius in jenen Jahren noch nicht über
die engere Heimat hinaus ging. Gleichwohl habe ich mir das Meiste hierzu erst später
aus eigenem Interesse angeeignet, was aber vielleicht ohne die in der Schule erworbene
Grundlage nicht so leichtmöglich gewesenwäre. Bemerkenswert ist dasVersäumnis, daß
der naturwissenschaftliche Anteil in diesemFach als solcher überhaupt nicht präsentiert
wurde. Das betrifft sowohl die geologische Struktur der Erde und der sich daraus erge-
bendenDynamik.WohlwurdenunsdieAlpen als ein jungesFaltengebirge nahegebracht,
die zugrundeliegendePlattendynamikwurdedabei aber nicht ausgeführt.Ähnlichhörten
wir zwar über den sommerlichenDauerregenMonsun, ohne jedoch die dazugehörigeme-
tereologischeDynamik erklärt zu bekommen.AngesichtsmeinesHangs zu einem tieferen
Verständnis der Phänomene hätte ich mir hier also eine andere Gewichtung in solchen
Beispielen gewünscht. Auch war das Fach in die sprachliche und nicht die naturwissen-
schaftlicheGruppeeingereiht,woraussichdie faktischeGewichtungmutmaßlichabgeleitet
hat.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427