Seite - 218 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers

218 KAPITEL3. ZIELSUCHE enundgründlichenÜberlegungauf der so geschaffenenErfahrungsgrundlage,was ihmzu einem klaren Durchblick verhalf. Im Sinne des Titels dieses Buches war er also ein von Reflexionen und Nachdenklichkeit geleiteter Kopf. Er konnte nicht wieMende aus dem Stehgreif eine langeRedehalten, sondernmußte sich immer sorgfältigdarauf vorbereiten. Entsprechend nachhaltig fielen dadurch seineAussagen undEntscheidungen aus. In vielen Aspekten dieser Charakterisierung kann ich mich selbst wiedererkennen, in einigen jedoch bin ich recht anders im Vergleich mit meinemVater gestrickt. In jedem Fall war es fürmich einGlück, einenVatermit so viel Verständnis auch für seinen Sohn gehabt zu haben. Zu all demwird im nächsten Abschnitt noch die Rede sein. Analoges gilt für seine Rolle für unsere gesamte Familie. An anderer Stelle habe ich auch seine beispielhafte Rolle als Parteipolitiker einer liberalen Partei dargestellt, was ich daher hier nichtwiederholenmuß, was aber für die heute darbende FDPnoch immer lehrreich wäre.130 3.5 Studium 3.5.1 Vorbereitungsphase Das erfolgreich abgeschlosseneAbitur (allgemeiner das Ende der Schulbildung)markiert einederwichtigstenZäsuren imLeben.AndieserZäsur gilt es, dieWeiche fürdieBerufs- ausbildungrichtig zu stellen.DieBerufswahl ist eine sehrkomplexeAufgabenstellung,der in unsererGesellschaft nochbeiweitemnicht die erforderlicheAufmerksamkeit zugemes- sen wird und die jungeMenschen imHinblick auf richtige Entscheidungen überfordert. DenndieNeigungeneines jungenMenschenkönnendurchviele zufälligeEinflüssegeprägt bzw. verfälscht sein. Gegen Ende meiner Schulzeit hatte ich mich dazu entschieden, Physik mit dem Ziel desDiplomabschlusses zu studieren.WelcheGründe dieser Entscheidung zugrundelagen, darüber kann ich aus heutiger Sicht nur noch spekulieren. Von Seiten der Familie gab es dazu überhaupt keinerlei Vorprägung.Daß es in der sehr fernenVerwandtschaft einen Nobelpreisträger fürPhysikgegebenhatte(derschonmehrfacherwähnteJohannesStark), warmir damalsmit Sicherheit auch nicht bewußt.MeinVater hatte einesTages in jener Zeit einen eher schüchternen Versuch gewagt, mich auf die Vorzüge des Lehrerberufes aufmerksam zu machen, den ich aber brüsk von mir wies. Das in meiner Vorstellung 130WolfgangBibel, StadtratHansBibel, 23. Juni 1900 23.August 1967. Schrift vom23.6.2000,Archiv des Liberalismus undAnlage imFAHB6.