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404 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
Schließlich bildete nachmeiner zweitenHeiratmeine Familie wieder den festenAnker,
der mir bei aller Geschäftigkeit immer die nötige Ruhe und Sicherheit vermittelte. Von
nun an nahm ichMonika, oft aber auch die ganzeFamiliemit aufmeineDienstreisen.250
Danebenbliebabernatürlich auchZeit fürprivateReisenund sonstigeUnternehmungen,
die uns viele glückliche Jahre bescherten.Auchallen sich ergebendenFesttagen,wie etwa
derKommunionvonHannes,wurde gebührendeAufmerksamkeit eingeräumt.251Glückli-
cherweisewarendabei auchdieBeziehungen zumeinenbeiden erwachsenenTöchternaus
erster Ehe immer eng und herzlich geblieben.
4.4 Ruhestand
Die deutschen Universitäten halten es für richtig, ihre Hochschullehrer ebenso wie an-
dere Beamte und Angestellte imAlter von 65 Jahren252 zwangsweise in den Ruhestand
zu schicken (während dies beispielsweise in Nordamerika als eine Form der Altersdiskri-
minierung sogar gesetzlich verboten ist). So wurde ich zum 31.3.2004 in denRuhestand
versetzt. Nach einemderart ereignisreichenBerufsleben empfand ich diese Entpflichtung
von äußeren Zwängen als eine echteBefreiung und nicht alsDiskriminierung.
Für die meisten Menschen in unseren Industriegesellschaften bedeutet das Ende des
aktiven Berufslebens deswegen oft einen sehr schwierig zu bewältigenden Einschnitt in
ihr Leben, weil ihnen damit die beruflich bis dahin verfolgten Ziele, mit denen sie sich
über Jahrzehnte identifiziert hatten,mit einemSchlag abhanden kommen. Forscher sind
imGegensatz dazu in der unvergleichlich glücklichen Lage, daß sich ihre Zielsetzungen
durch die Pensionierung überhaupt nicht ändern. Im Gegenteil eröffnen sich durch die
PensionierungneueFreiräume zurVerfolgungdieser Ziele.Der durchdenRuhestand sich
ergebendeEinschnittwirkt sichbei ihnen also nur peripher aus, sodaß sichdas bisher ge-
führteLeben auch indiesemAbschnitt nurmitmarginalenVeränderungenkontinuierlich
fortsetzt. So waren auch die letzten zwölf Jahre meines Lebens genauso wie vorher von
einem reichen Schaffen in der Verfolgungmeiner Lebensziele erfüllt. Bis zu diesemTag
übertrifft dahermeinewöchentliche Schaffenszeitmit Sicherheit die sonst inDeutschland
üblicheWochenstundenzahl von bis zu 40 Stunden, auchwenn dieserVergleich natürlich
hinkt,weilmein Schaffen selbstbestimmt ist unddamit in derRegel einen völlig anderen
Charakter als das von vielenArbeitern,Angestellten oder Selbständigen hat.
250FAWB8, S.10ff,36.
251FAWB8, S.10ff.
252Inzwischen ist das entsprechendeAlter infolge geänderterGesetzgebung etwas höher.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427