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4.1. QUALIFIZIERUNGALSWISSENSCHAFTLER 289
Disziplin entwickelt, in der dieLogik nur vonperipherem Interesse ist. 21Sprachloswagte
keiner von uns dreien eineErwiderung, sodaßBauer sich sofort wieder entfernen konnte.
Vor allem für einenMannwieBüchimußte diese Bemerkung als regelrechte Beleidigung
empfundenwerden.DenngeradeBüchihatte sichdamalsmit seiner logikbasiertenArbeit
maßgeblich an einer soliden theoretischenGrundlegungder Informatikbeteiligt und1967
einen später international so herausragenden Informatikerwie Lawrence Landweber pro-
moviert.22Nicht zuletzt hatte jaBüchi amgleichenTagmit seinemVortrag dieAussage
quasi Lügen gestraft. Aber Bauer war vor allem ein hervorragender undmachtbewußter
Politiker,der indendamaligenJahrendesAufbruchsderdeutschenInformatikkeinenGe-
dankenandie theoretischeGrundlegungder Informatik verschwendenwollte undkonnte.
Mit ihmwollte sich der bescheidene Büchi daher nach einer derartig beleidigendenAus-
sage nicht weiter einlassen. Fürmich war dies ein erstesWarnzeichen fürmeine weitere
Tätigkeit unterBauer.
Ich selbst nutzte die einmalige Gelegenheit des Gesprächs mit Büchi, um ihn nach
Möglichkeiten eines USA-Aufenthaltes auszufragen. Er versprach mir, sich dort danach
für mich umzusehen. In einem kurz danach gesandten Brief erinnerte ich ihn an sein
Versprechen, worauf er mir in seiner Antwort eine entsprechende Empfehlung sandte.
Was sich schließlich daraus entwickelte, werdenwir dannweiter unten sehen.
NebenBüchi gabenwährendmeines ersten Jahres dortweitere international bekannte
Wissenschaftler ihr Stelldichein in unserem Institut.Vor allemwar derBesuch vonDana
Scott23 besonders einflußreich fürmich.Dieser arbeitete damals gemeinsammitChristo-
pher Strachey24 an der denotationalen Semantik für Programmiersprachen, die von da
an auchmein Interesse erregte.ManfredPaul lud ihn zu einer beeindruckendenBesichti-
gungsfahrt zu oberbayerischen Sehenswürdigkeitenwie beispielsweise derWieskirche ein
und nahmmich dazumit, woraus sich fürmich eine Jahrzehnte lange kollegialeVerbun-
denheitmit Scott entwickelte.
Privatleben
Neben all diesen beruflichenWeichenstellungen und Verpflichtungen gab es in den bei-
den Jahren nach unsererHochzeit auch imprivatenBereich ein aufwändiges Pensum für
21Zitiert aus:W.Bibel, Programmieren in der Sprache derPrädikatenlogik,Habilitationsschrift, 1975,
S.2. (Dort wird der Urheber dieser Aussage höflich verschwiegen.) Die Schrift wird im Folgenden kurz
mit Habilschrift bezeichnet.
22https://en.wikipedia.org/wiki/Lawrence_Landweber, Zugriff 25.5.2016.
23https://en.wikipedia.org/wiki/Dana_Scott, Zugriff 25.5.2016.
24https://en.wikipedia.org/wiki/Christopher_Strachey, Zugriff 25.5.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427