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?3 Zweite Periode l246 — l282.
zu Mährenberg, in besonderen Schutz, und duldete, daß auf dessen Grab ge-
schrieben wurde, er sey unschuldig gestorben.
Durch diese harte Behandlung des höchsten Adels seiner Länder ver-
lor Ottokar unwiederbringlich die Liebe vieler Herzen < und mit der
Liebe schwand seine Macht.
Seit dem unglücklichen Ende des Hauses Hohenstaufen ward das
ohnehin schwankende Gebäude des Deutschen Staates ganz aus seinen
Fugen gerissen. Eine Hälfte Deutschlands führte gegen die andere die
Waffen, und es standen Gegenkaiser über Gegenkaiscr auf. Einige aus
ihnen sahen nicht einmal das Reich, welches sie beherrschen sollten, oder
durchwanderten einen Theil davon, wic ein Reisender ein fremdes kand.^
Keiner derselben besaß Ansehen und Macht genug, auch nur den Ausschweifun-
gen jeiner eigenen Partei Einhalt zu thun. Deutschland glich nicht mehr einem
" durch gemeinschaftliche Bande vereinigten Staatskörpcr, sondern einer fort-
laufenden Kette feindseliger Naubschlöffer. Jeder nahm, was ihm gefiel,
ohne Furcht eines Obern, und das Recht des Stärkern entschied Ober die
schwächere Unschuld. Also drohte Deutschland das Loos Italiens. Aufhebung
der Sclbstständigkeit, Trennung, Zerstückelung. Noch ward dieses aber ab-
gewendet durch die Gnade der Vorsehung,
Bei der steigenden Noth, die seit Richard's Tode (4272) immer
furchtbarer wurde, drangen die geistlichen Fürsten und Papst Gre-
gor X. mit immer größerem Nachdrucke auf die Wahl eines Kaisers.
Aber die Wahl, zu welcher auch die weltlichen Fürsten sich endlich ver-
standen, konnte auf keinen der Mächtigsten fallen. Kaum Hütte Einer sie
angenommen, und die Uebrigen hätten ihn gescheut. Dagegen sollte der
Gewühlte persönlich kräftig, chrfurchtgebietend, weise seyn, den Stür-
men und Verwirrungen der Zeit gewachsen, Nicderhersteller der Ord-
nung und des Rechtes. Diese Eigenschaften fanden die Wahlfürsten bei
Rudolph, Grafen von Habsburg, für welchen zumal Erzbischof
Werner von Mainz nachdrückliche Worte sprach, und einstimmig er-
korenste ihn zum Könige (427Z). Rudolph ward auf den Thron er-
hoben, wie der ßhnrfürst von Köln mit Wahrheit sagte, »weil er ge-
recht und weise, und von Gott uud den Menschen geliebt wurde.«
Seitdem Deutschland wieder einen König hatte, der es war im vol-
len Sinne des Wortes, wurden in seinem Innern die Zerrüttungen, die
seit Friedrich's II. letzter Zeit schrecklich zugeuommcn, geordnet, und
die vielen Wunden, an welchen die einzelnen Länder durch Zwietracht
und blutiges Faustrecht litten, geheilt.
Rudolph, durch die persönliche Freundschaft der besseren Fürsten, zumahl
durch die Unterstützung der Churfürsten, deren mächtigern er seine Töchter
vermählt hatte, den einzelnen Ruhestörern überlegen, verkündete auf seinem
ersten Reichstage einen allgemeinen Landfrieden, und handhabte ihn mit Kraft
und Strenge. Rastlos zog er in den Provinzen umher, zu schütze», zu stra.-
fcn, Ordnung und Gesetz zu handhaben, böse Feindseligkeiten zu schlichten.
Da wurden unzählige Raubschlösser zerstört, und an der Stelle frecher Ge-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494