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Dritte Periode 1283 —l522
reissen. Aus Unwillen über diese Ungerechtigkeit und um seine Rheini-
schen Besitzungen zu retten, verpfändete Sigismund die Grafschaft
Pfyrt, den Sundgau und mehrere Elsaßische Städte an Carl den
Kühnen von Burgund, den Beherrscher der reichen Niederlande, den
mächtigen und unternehmenden Gegner der Eidgenossen.
UnterHerzog Phi l ipp dem Guten war das Haus Burgund zu hoher Macht
empor gestiegen. Dieser Fürst besaß Flandern/ Artois, Mecheln, Antwer-
pen , die Franche Comtö und das Herzogthum Burgund als väterliches Erbe,
und vermehrte diese ausgedehnten Staaten mit Namur, Brabant, Limburg,
Holland, Seeland, Hennegau, Fliesland und Luxemburg, In allen diesen
blühenden Provinzen folgte ihm (l467) sein einzig« Sohn, Car l der
Kühne, ter im Jahre 4475 auch das Herzogthum Geldern und die Graf-
schaft Zütphen erwarb. Außer Flandern und Artois standen die Niederländi-
schen Provinzen insgesammt unter der Hoheit des Deutschen Reiches i auch
hatte Ph i l ipp der Gute von dem Kaiser Friedrich IV. zu Aachen die
Belehnung empfangen. Jetzt suchte Car l der Kühne auch die Bclehnung
über die erworbenen Fürstenthümer Geldern und Zlltphcn, und verglich sich
mit dem Kaiser über eine persönliche Zusammenkunft zu Trier. Sein Haupt«
zweck war, scinen herzoglichen Titel in den königlichen zu verwandeln,
und dazu hatte er, als der reichste und mächtigste Fürst seiner Zeit, gegrün-
dete Hoffnung. Die gesammten Burgundischen Provinzen sollte der Kaiser
in einen Slaatskürper vereinigen, und zugleich denHerzog zum Könige von
Burgund und General-Vicar in den Nieder-Rheinischen Reichsländern er-
nennen. Friedrich IV. ward durch den Vorschlag der Vermählung der
einzigen Tochter und präsumtiven Erbin Carl 's, Mar ia , mit seinem
Sohne, dem Erzherzoge Max imi l ian , gewonnen. Mit gesuchter Pracht
erschien Carl bei der verabredeten Zusammenkunft; sein Kriegsmantel allein
ward auf zwei Mahl hunderttausend Reichsthaler geschätzt. Fast zwei Mo-
nate blieb der Kaiser mit dem Herzoge zu Trier, und ertheilte ihm wegen
Gelderns und Zütphens die Nelehnung. Der königlichen Würde hielt sich
Carl so versichert, daß er nicht nur die Krönungs-Insignien mit sich brachte,
sondern auch Anstalten zur Feierlichkeit treffen ließ. Aber zuerst verlangte
der Kaiser die Vollziehung der Vermählung zwischen seinem Sohne und der
Tochter Carl 's, wogegen Car l auf der vorläufigen Krönung und Verlei-
hung des Vicariates bestand. Da keiner der beiden Fürsten glaubte, in die»
sem Puncte nachgeben zu dürfen, trennten sie sich in Unzufriedenheit. Auch
König Ludwig XI. von Frankreich hatte sein Möglichstes gethan, diesen
unangenehmen Ausgang der Zusammenkunft zu Trier herbeizuführen. Er
haßte Carl persönlich, und nährte zugleich selbst die Hoffnung auf den Er«
werb des reichen Burgundischen Erbes.
Bald nach diesen Vorgängen fiel Car l der Kühne feindselig in das Reichs-
gebieth, seinen Schützling, Ruprecht, wider des Kaisers Freund, Her-
mann, in das Erzstift Köln einzuführen. Zehn Monathe verlor der Herzog
vor Ncuß, welches er vergeblich belagerte. Nachdem sich das Reichsheer bei
Köln gesammelt hatte, rückte der Kaiser in Person zum Entsatze heran.
Statt zur Schlacht kam es jedoch zum Frieden, den der päpstliche Legat,
der Patriarch Alerander von Aquileja, vermittelte. Carl hob die Be-
lagerung auf, und versprach, dem abgesetzten Churfürsten keinen ferneren
Beistand zu leisten. Eine persönliche Unterredung, welche hieräuf erfolgte,
stellte das frühere Vertrauen zwischen dem Kaiser und dem Herzoge von Bur-
gund wieder her, und setzte zugleich die Vermählung des Erzherzogs mit
Carl's Erbtochter fest.
Von Frankreich aufgereiht, hatte Herzog Renatus II. von Loth-
ringen , hatten die Schweizer wider Burgund die Waffen ergriffen.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494