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Dritte Periode 1283 — l522. «5
sich mit Hilfe der Schweizer wohl tapfer, doch kümmerlich durch, und
erreichte Frankreich als Flüchtling.
Kaum war Carl in Lyon angekommen, als er schon die Kunde von derVer-
treibung seiner Besatzungen und von der völligen Wicdereroberung Neapels
durch F e rdi nan d, den Sohn des Königes Alphon s II,, erhielt.
Visher hatten die Schweizer noch immer sich als Reichsangehörigc
bekannt, bei jedem Kaiser um die Bestätigung ihrer Freiheiten angesucht,
und auch gelegentlich die Befugnisse — seltener die Pflichten —von Neichs-
gliedern geübt; allein jetzt strebten sie offen nach Lösung ihrer Verbin-
dung mit Deutschland, verkauften iliren Beistand an Frankreich, und
fochten niltcr fremdem Paniere wider Kaiser und Reich. Von der Begierde
nach Machtcrwcitcruug getrieben, nahmen sie übcrdicß die zehn Gerichte
der Graubündncr, über welche Oesterreich altc herrschaftliche Rechte be-
saß, in die Eidgenossenschaft auf, und hielten sich weder au die, mit
dem Erzherzoge Sigismund geschlossene ewige Richtung, noch woll-
ten sie die Sprüche des Kammcrgcrichtes als bindend erkennen. Durch
dieses Benehmen genöthigt, griff M a r i m i l ian zu den Waffen, und
es cntspanu sich (1499) "'" Krieg, in dem acht Schlachten geliefert, und
bei 2000 Dörfer und Burgen verwüstet wurden.
Die Graubündncr brachen zuerst aus dem Engcdein verheerend in Tirol ei»,
>>nd gewannen die Schlacht bei Glurns, wo,4uua tapfere Tiroler fielen.
Drei Tage nach dieser Schlacht kam Mar imi l ian über den Arlberg auf
das Schlachtfeld, sah die Erschlagenen mit Wunden bedeckt auf ihren Ge-
sichtern liegen, pries ihre Tapferkeit im Angesichte des Heeres, und befahl
sie ehrenvoll zu begraben. Hierauf unternahm er über das unwegsame Hoch-
gcbirg rincnZugi» das Thal Engedein, der Hannibal 's berühmtem Zuge
über die Alpen an die Seite gesetzt werden mag. Aber auch die Eidgenossen
bewährten in diesem Kriege den Ruhm des Muthes und einer seltenen Kriegs-
zucht, und es erregt gerechtes Bedauern, daß die Sache, für welche sie
fochten, nicht ehrenvoll w«. Wie Winkclr ied am Tage von Sempach,
hob Heinrich Wol leb aus Uri in der Schlacht bei Frastanz, unweit
Feldtirch, mit seiner ungeheuren Hellebarde sechs bis acht Spieße der Geg:
ncr mit gewaltiger Kraft in die Höhe, und bahnte so stinc» Waffengenossen
den Weg, die gegenüberstehende Ordnung zu brechen. Eher erfroren die auf
beeisten Alpenhöhcn ausgestellten Vorposten, als daß sie ihren S,landpunct
verlassen oder um Hilfe gerufen hätten. Als die Schweizer zu nn<en Verwü-
stungen in geschlossenen Glieder» durch den Rhein zogen, tam das Gerücht,
das kaiserliche Heer fty mit hellen Haufen im Anzüge. Die Hauptlcute be-
fahlen stille zu stehen, jcdcm da, wo er sich befände, denn vorzurücken wäre
unvorsichtig, und zurückzuweichen schimpflich. Dieser Befehl wurde der Nach:
huth zugerufen, als sie eben mitten in der Furt des reißenden Flusses war,
und sie blieb zwei Stunde» lang, in strenger Winterkältc, die Eisschollen
mit den Spießen ablenkend im Wasser stehen, bis der Ruf gebot, weiter
vorzurücken.
Die Verheerungen, mit welchen die Eidgenosse» den Krieg bcgou«
nen hatten, führten zuletzt eine Hungcrsuoth herbei. In Bünden wurde
der Mangel so groß, daß die Mütter bei einbrechendem Frühlinge ihre
Kinder schaarcnwcisc in Feld und Wald hinaus schickten, mit Wurzeln
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494