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Anhang zur dritten Periode.
fünftausend an der Zahl, Prag (1409), und ginge» größten Theils nach
Leipzig, wo sie Markgraf Friedrich der Stre i tbare von Meißen
aufnahm, und noch in demselben Jahre an diesem Orte eine Universität
stiftete. Seit dem Abzüge so vieler Gegner trat Johann Hnß offen als
Stifter einer schwärmerischen Sekte auf, der Hussiten, welche allent-
halben die Irrthümer ihres Meisters zu verbreiten suchten, und sich sogar
manche Gewaltthätigkeiten erlaubten. Um dem wachsenden Uebel zu
begegnen, sandte Kaiser S ig ismund, als die Kirchenversammlung
in Kostnitz zusammen kam, den Heinrich von L e f f l nach Prag, um
Huß und dessen vorzüglichsten Genoffen, Hieronymus, dahin vor-
zuladen. Mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe versehen, der aber nichts
anderes enthielt, als eine Aufforderung an die Fürsten, Grasen und
Städte des Reiches, der Reise des Johann Huß und seiner Begleiter
kein Hinderniß in den Weg zn legen, erschien Huß zu Kostnitz, und
wurde drei Mahl verhört; da er aber die versammelte Kirche nicht
hörte, und unbeugsam bei seinen Lehren blieb, wurde er als Ketzer er-
klärt, und dem weltlichen Nichter, dem Magistrate zu Kostnitz, über-
geben, der ihn, nach einem Gesetze des Schwabeuspiegels, auf dem
Scheiterhaufen verbrennen, und seine Asche in den Rhein werfen ließ
(6. Juli 444Z). Im folgenden Jahre (20. Mai 1416) starb auch H us-
sen's Freund, Hieronymus auf demselben NichtPlatze den Feuer-
tod , mit gleichem Starrsinne.
Mittlerweile war in Prag ein neuer Prediger, Iacobel l von
Mieß , mit der Lehre aufgestanden, daß man das heilige Abendmahl
in Brot- und Weinsgestalten zugleich empfangen müsse. Sofort wurde
zu Prag in vier Kirchen das heilige Abendmahl unter beiden Gestalten
gereicht, «nd der Gottesdienst in Böhmischer Sprache gehalten. Hier-
durch bekamen die Hussiten ein äußerliches Vereinigungszeichen, und
wurden eine Partei, die mit den katholisch Gesinnten, wegen des Be-
sitzes der Kirchen und der Kirchengüter, bald den heftigsten Religions-
krieg anfing. Allenthalben rotteten sich die Anhänger der neuen Lehre zu-
sammen, den Kelch, das Symbol ihrer Glaubensneuerung, triumphi-
rend herumtragend, und drohende Waffenspiele mit gottesdieustlichen
Gebräuchen vereinbarend. Niklas von Hussinetz, der Gutsherr
von Hussens Geburtsort, und der furchtbare Johann von Trocz-
now, genannt Zizka, ein königlicher Kämmerer, der früher für den
Deutschen Orden gegen die Pohlen und Litthauer, für die Ungarn gegen
die Türken, für die Engländer gegen die Franzosen als Freiwilliger mit
Auszeichnung gekämpft hatte, warfen sich zu ihren Häuptern auf. Kir-
chen und Klöster wurden geplündert, eingeäschert, niedergerissen; Bil-
der und Denkmähler wurden zertrümmert; unerhörte Gewaltthaten wur-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494