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Anhang zur dritten Periode.
del treibender Fremdlinge in der Gegend des heutigen Pesth, daß er die
Nothwendigkeit eingesehen hatte, seine Macht auf andern Wegen, als
durch bestündige Kriege, zu vergrößern; noch mehr aber lockten die Gast-
freundschaft Geysa's (§.12), des Urenkels Arpad's, und der Reli-
gionseifer seiner Gemahlin, der schönen und klugen Sarolta, einer
Christin aus dem Petschenegen-kande (dem jetzigen Siebenbürgen), Fremde
aus verschiedenen Reichen und Ständen nach Ungarn. Der Einführung
des Christenthums widersetzten sich die heidnischen Häuptlinge auf das
hartnäckigste, und Geysa mußte dessen weitere Verbreitung seinem
Sohne Woik überlassen, der zu Gran durch den heiligen Bischof
Adalbert von Prag getauft worden war, und in der Taufe den Na-
men Stephan erhalten hatte.
Nach Geysa's Tode, im Jahre 997, kam Stephan, welcher
mit Gisela, einer Baierischen Prinzessin, vermählt war, zur Regie«
rung , und arbeitete seitdem unermüdet an der Ausbreitung und Befesti-
gung des Christenthums iu Ungarn. Er gründete das Erzbisthum Gran
nebst zehn Bisthümern, erbaute viele Kirchen, ließ Benedictiner aus
Braunau in Böhmen kommen, und stiftete das Kloster des heiligen
Martin auf dem Pannonischen Berge als eine Pflanzschule der Geistlichkeit.
Au^^ä.Auguft-de5Ialfr«s-in0N nahm Stephan, mit Zustimmung
Kaiser Otto's III., die königliche Würde an. Papst Sylvester II.
verlieh ihm überdieß den Titel eines apostolischen Königs, und schickte
ihm, nebst dem Patriarchen-Kreuze, eine goldene Krone zum Geschenke,
welche nach dem Muster der Griechischen Kaiserkrone geformt, und mit
Saphiren, Rubinen und Perlen reich geschmückt ist.
Die Heiden empörten sich, aber Stephan wußte das Schwert
zu führen» und überwand ihren Anführer, den Fürsten Kupa von
Sümegh, in der Schlacht bei Vesprim. Auch der Christenfeind
Gyula, der als Herzog über die Petschenegischen Stämme in Sieben-
bürgen, einem Theile von dem alten Dacien, herrschte, ward überwäl-
tiget, und verlor (1002) im Kampfe mit den Ungarn sein Land. Seit
dieser Zeit führte König Stephau auch in Siebenbürgen das Christen-
thum ein. Anfangs wurde die neue Erwerbung durch Prinzen aus der
königlichen Dynastie in Ungarn, und später durch besondere Woiwoden
regiert. Diese Erfolge befestigten das Ansehen des eifrig apostolischen
Königs.
Das ganze Königreich ward von Stephan in 72 Comitate (Ge-
spanschaften) eingetheilt, in denen ebenso viele, dem Könige allein ver-
antwortliche Dbergespäne die vollständigste Civil- und Militärgewalt
ausübten. Diese Obergespäne und die Bischöfe bildeten den Reichs«
Senat. Früher war das Volk in sieben Stämme und 108 Geschlechter
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494