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den Fürsten von Siebenbürgen zurückgelassen hatte, und beide Heere
rückten vereinigt nach Böhmen vor. Die ligistischen Truppen befehligte
unter dem Herzoge der Niederländer Johann Tscherklas Freiherr
uon T i l l y , der in seinem Vaterlande wie in Ungarn auf vielen Feld-
zügen Erfahrungen gesammelt, und Kriegsruhm geerntet hatte.
Schon im Jahre 1609 war er in Baierische Dienste getreten. Nicht minder
als Tapferkeit zeichnete ihn große Frömmigkeit und sittliche Strenge aus.
Um dieselbe Zeit brach der Churfürst von Sachsen als kaiserlicher
Commissarius mit 15,000 Mann uon Norden herein, und besetzte nach
kurzem Kampfe die ganze Lausitz. Auch die Spanischen Feldherren Spi-
nola und Cordova zogen ungehindert mit 26,000 Fußgängern und
H000 Reitern aus den Niederlanden gegen die Rheinischen Besitzungen
des Churfürsten von der Pfalz.
In diesen Tagen der Entscheidung fand Friedrich bei seinem Anhange in
Böhmen die Unterstützung nicht, die er erwartet hatte. Sein Hang zum
Wohlleben, seine Sorglosigkeit, seine Zurücksetzung der Inländer, sein hart:
nackig vertheidigter Calvinismus hatten die Reihen sciner Partei gelichtet;
seine Truppen, die nicht besoldet wurden, hatten schon seit einem Jahre
das Volt gedrückt und ausgesogen, und die Landleute sogar in Waffen
wider sich gebracht. Auch von den lutherischen Herren und Rittern, welche
sich in ihrrn Hoffnungen auf Beute und Englische Schätze getäuscht sahen,
fanden sich nur wenige beim Heere Friedrich's ein.
Als die Vereinigung Maximil ian's und Boucquoi's geschehen'war,
hatte sich der feindliche Heerhaufe, der noch in Oesterreich stand, nach
Mahren gezogen, und Boucquoi wollte ihm dahin folgen. Maximi -
l ian hingegen drang auf eine entscheidende Unternehmung. Der Plan des
Feindes, sagte er, ist, uns durch Hin- und Herziehen aufzureiben. Man-
gel und Hunger drohen uns, und schon herrschen Krankheiten unter unsern
Truppen. Gehen wir daher auf Prag los! Erobern wir dicscs, so haben wir
den Krieg beendigt. Seine Meinung drang durch, und dieß entschieb den
Ausgang des Kampfts um Böhmen.
Friedrich stand bei Pilsen, Unentschlossen wie immer, begehrte
er zu unterhandeln, als das Heer des Kaisers heran kam, und zog sich
näher gegen Prag. Mar im i l i an wies alle Vorschläge von der Hand,
falls er nicht die angemaßte Krone niederlege, und suchte ihn von der
Hauptstadt Böhmens abzuschneiden, welche Absicht die Scharen Fried-
rich's zuletzt nur durch eineu höchst angestrengten und erschöpfenden
Marsch verhindern konnten, der sie in der Nacht des siebenten zumachten
November auf den weißen Berg dicht vor Prag brachte. Hier stellte ihr
Anführer, Fürst Christian von Anhal t , am folgenden Morgen
die durch den Rückzug entmuthigten Truppen in Schlachtordnung.
Vier und dreißigtausend Mann waren sie stark, während das kaiserliche Heer
fünfzigtausend Streiter zählte; doch würde die treffliche Stellung auf der
Höhe für die geringcre Menge ein Ersatz gewesen seyn, wenn nicht bei der
Mehrzahl des Pfälzischen Heeres Ordnung und Gehorsam gefehlt hätten.
Anfangs waren die Führer des kaiserlichen Heeres getheilter Meinung.
Boucquoi wollte die Stellung des Feindes umgehen, und Prag von der
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494