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Vierte Periode <522 —'
Spanier! stellten das Gefecht wieder her, und trieben die Reiterei des
Markgrafen in die Flucht. Ein Neapolitanisches Regiment stürzte sich mit
Entschlossenheit auf die neuen halben Kartauncn, welche, zahlreich und gut
bedient, cinc fürchterliche Verwüstung in den Reihe» der Liguisten angerichtet
hatten. Es kehrte das eroberte Geschütz augenblicklich gegen den Feind.
Einige auffticgcudc Pulverlarren, welche Feuer gefangen hatten,
verbreiteten Verwirrung im Badenschcu Heere, und so erlitt der Mark-
graf eine vollständige Niederlage. Flucht war das einzige Rettungsmittel,
und Georg Friedrich entschloß sich dazu auf dringendes Bitten der
Seinigcn; aber diese Rettung ward nur dadurch möglich, daß vierhun-
dert Pforzheimer Bürger (sie nannten sich das weiße Regiment), welche
unter Anführung ihres Bürgermeisters Deimling ihrem Markgrafen
als Leibwache in das Treffen gefolgt waren, sich für ihn aufopferten,
indem sie die siegenden Scharen Tilly's so lange aufhielten, bis Ge-
org Friedrich entronnen war, und sie selbst den Tod fanden.
Untcrdeß hatte noch ein dritter Kämpfer für Friedrich's Sache
das Schwert erhoben. Es war der Herzog Christian, Administrator
des Bisthums Halbcrstadt, des regierenden Herzogs von Braunschweig,
Friedrich Ulrich, Bruder.
Er hatte vorher als Rittmeister in Holländischen Diensten gestanden, und dort
die flüchtige Pfalzgräsin Elisabeth kennen gelernt, die ihn für die Sache
ihres Gemahls begeisterte. Gr steckte Elisabeth's Handschuh auf den Hut,
und schwur, ihn nicht abzunehmen, bis er den Pfalzgrafen wieder in die
«erlornen Länder eingesetzt habe.
Ohne Geld, ohne andern Ruf als den, welchen ihm sein jugend-
licher Uebelmuth, sein zum Hasse gewordener Neid gegen die reiche ka-
tholische Geistlichkeit, und seine bekannte Raubsucht erworben hatten,
stellte er mit Mansfeldischen Künsten ein beträchtliches Heer in Nieder-
Sachsen auf.
Frevelhafte Aufschriften setzte er auf seine, aus gestohlenem Kirchcnsilber ge:
prägten Münzen, und die Devise seiner Fahnen war: «Alles für Gott und
für Sie!»
Dieser dritte Gegner konnte zwar T i l l y nicht fürchterlicher seyn,
als die beiden andern, aber er war es den unglücklichen Ländern, welche
sein Heer gleich einer Henschrcckenwolke durchstreifte.
Nachdem er die Nieder-Sächsischen und Wcstphälischcn Stifter geplündert,
dachte Christian den Ober-Rheinischen und Fränkischen ein gleichesSchick-
sal zu, aber T i l l y ereilte ihn bei dem Mainzischen Städtchen Höchst, als
er eben im Begriffe war, über den Main zu setzen. Er ward «on den ligisti-
schcn Schaarcn rasch angegriffen, und nach einem sechsstündigen hartnäckigen
Gefechte «ollig überwunden (lss. Juni 5622). Christian erreichte da« jen-
seitige Ufer nur mit dem Verluste seines halben Heeres und seiner ganzen
, Artillerie, Mit Man i fc ld vereinigt, warf er sich nun nach dem Elsaß,
um, was bei dem ersten Einfalle nur beraubt und ausgesogen'worden war,
dicsnuahl ganz zu verderben, T i l l y schloß den siegreichen Feldzug durch die
Eroberung von Heidelberg und Mannheim,
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494