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Vierte Periode 1522 — 1740.
gen, hatte das Elend und die Schrecken des Krieges mit blutendem Her-
zen in der Nähe gesehen, und wünschte eifrig den Frieden. Leider wohnte
dieses Verlangen weder in Richelieu, noch bei Orenstierna und
den Schwedischen Generalen, noch in der haßerfüllten Brust der übrigen
Feinde des Kaisers.
Bernhard von Weimar faßte große Plane für den Sommer
4638. Er wollte angriffswcise verfahren, und den Krieg aus Lothringen
und Burgund auf den Deutschen Boden zurücktragen. Schon im Jänner
bewerkstelligte er den Nheinübergang bei Seckiugen, unternahm die Be-
lagerung von Rheinfelden, schlug die zumGntsatzc heranrückenden Trup-
pen , und nahm ihren Führer, Johann von Werth, gefangen. In
Folge dieses Sieges eroberte Bernhard Rheinfelden und Freiburg,
und begann die Einschließung Vreisach's, der Hauptfcsiung im südwest-
lichen Deutschland, des Schlüssels zum ganzen Elsaß und den vorderen
Besitzungen Oesterreich's. Der kaiserliche Commandant, General-Feld-
zeugmeisicr von Neinach, vertheidigte die StadtmitHcldenmuth. Drei
Versuche mißlangen, der Festung Hilfe zu bringen, in welcher die furcht-
barste Hungersnot!) herrschte.
Die Armen kratzten den Kalk von den Wänden, um sich davon zu nähren, oder
verschlangen halbverfaulte Cadavcr. Eine Ratte ward für einen Gulden verkauft,
ein Ei für einen Thaler, der vierte Theil eines Hundes für sieben Gulden.
Unter diesen Umstünden mußte sich Brcisach, nach viermonatlicher
Einschließung, am 13. Dezember 4638 ergeben. Angeschwellt von küh-
NFN Hoffnungen, wollte der Sieger seine Eroberungen zum Grundstein
seiner künftigen Herrschaft am Rheine machen. Er ließ sich von den Ein-
wohnern förmlich huldigen, und benahm sich als Landesherr. Diese
Schritte entzweiten Bernhard und den Französischen Hof, welcher
sich selbst diese Länder zueignen wollte. Wenn nun auch die Französischen
Geldzahlungen ausblieben, nahm Bernhard dennoch mitten im Win-
ter die FrancheComt« den Spaniern, und bereitete sich vor, im nächsten
Fcldzugc selbstständig in Deutschland aufzutreten. Als er aber im Juli
bei Neuburg über den Rhein gehen wollte, ward er daselbst schwer krank,
und starb nach vier Tagen (48. Juli 4639), >>" fünf uuv dreißigsten
Jahre seines Lebens, nachdem er-schon seit der Einschließung Breisach's
öfters an einem bösartigen Fieber gelitten hatte. Seinem Testamente
gemäß sollten seine Eroberungen denyenigen seiner drei Brüder zufallen,
der die Behauptung derselben übernehmen wolle. Ohne auf diese Be-
stimmung Rücksicht zu nehmen, bemühten sich Richelieu und Oren-
sticrna wetteifernd, Bernhard's Länder und Heer zu gewinnen.
R ichelieu's Geld trug den Preis davon. Am y. October versprachen
die Befehlshaber in einem Vertrage, dein Könige von Frankreich Treue
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494