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32» Vierte Periode t522 — l?40.
greifen. Es blieb also weiter nichts übrig, als den Weg der Unterhand-
lungen einzuschlagen. Man eröffnete in Frankfurt Conferenzen, die,
nachdem sie sich fünfzehn Monate in dieser Stadt hingezogen hatten, nach
Regcnsburg verlegt wurden, wo die Bevollmächtigten des Kaisers,
Spaniens und Frankreichs an, 45. August 1684 einen Waffenstillstand
auf zwanzig Jahre unterzeichneten. Durch diesen Tractat verblieb dem
Könige Ludwig bis zum definitiven Abschluß eines sichern Friedens
fast alles Land, welches seine Neunionskammern ihn» zugesprochen hat-
ten, auch Luremburg, Straßburg und Kehl.
Kaum war ein Jahr nach diesen von dem Hause Habsburg
und dem Reiche gebrachten Opfern verflossen, als Ludwig XIV.,
nach den, Erlöschen der Pfälzisch-Simmern'schen Linie (26. Mai 1685)
mit dem Churfürsten Car l , welcher die Linie Pfa lz -Neuburg in
der Churwürde folgte, die Allodial-Erbschaft seiner Schwägerin, der
Herzogin von Or leans, welche die Schwester des verstorbenen Chur-
fürsten war, in Anspruch nahm, und den größten Theil der Pfalz zu
diesem Allodium rechnete. Ludwig ging so weit, von dem neuen
Churfürsten von der Pfalz die Einsendung aller Urkunden von den
im Pfälzischen Hause geschlossenen Verträgen und von den demsel-
ben ertheilten kaiserlichen Lehnsbriefen nach Paris zu verlangen, wo
die Pfälzische Erbschafts-Angelcgenheit entschieden werden sollte. Na-
türlich war es, daß der Churfürst die Entscheidung des Kaisers auf-
rief.
Gleichzeitig verletzte Ludwig die Bedingungen des zu Regcns-
burg geschlossenen Waffenstillstandes, indem er die Güter des Deut-
schen Ordens im Elsaß und in Lothringen dem Orden des heiligen La-
zarus zusprach, dem Dom-Capitel zu Straßburg und der Hochschule
Frelburg im Vreisgau ihre auf dem linken Ufer des Rheins gelegenen
Besitzungen wegnahm, bei Hüningen auf einer zu Deutschland gehö-
renden Rheininscl eine Schanze anlegen, und von dieser Insel eine
Brücke auf das rechte Rheinufer bauen ließ.
Noch war das gesittete Europa durch Ludwig's Gewaltschläge
nicht so eingeschüchtert, daß nicht neue Verbindungen gegen ihn ab-
geschlossen worden wären. So trat der Kaiser, den fortwährend die
Türkischen Waffen beschäftigten, mit dem Churfürsten Friedrich
Wi lhe lm von Brandenburg, uud dieser mit den Niederlanden
und Schweden zusammen. Besonders aber vereinigten sich zu Augsburg
am 29. Juli 1686 zu einem großen Bunde Oesterreich, Spanien, Schweden,
der Herzog von Savoyen, die Generalstaaten und die vornehmsten
Reichsstände für die Behauptung der Sicherheit Deutschlands und der
letzten mit Frankreich abgeschlossenen Verträge.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494