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z5ft Vierte Periode l522 — t?40.
vermochte es nicht. Erst im folgenden Jahre (1707) gelang es ibm, den
Siegerschritt Marlborough's zu hemmen, und Frankreich achtete
für Triumph, nicht neuerdings geschlagen zu seyn.
Für den Feldzug 1708 ward vo» den Verbündeten ein ganz vorzüg-
licher Entwurf gemacht. Eugen, der den Besitz von Italien gesichert
chatte, sollte sich jetzt wieder mit Mar lborough vereinigen. Das
verbündete Heer in den Niederlanden erschien unter solchem Heldenpaar
doppelt furchtbar. Also ging die Schlacht bei Oudenarde (11. Juli 17081
fürFraukreich entscheidend verloren, und bald darauf ward Ryssel(Lille)
belagert,
das Meisterwerk Vauban's und der wichtigste Waffenplatz des Feindes,
worin der MarschallBouflers mit einer zahlreichen Besatzung lag.
Trotz der standhaftesten Gegenwehr der Belagerten, trotz aller Be-
mühungen Vendome's, die Stadt zu entsetzen, fiel dieselbe und end-
lich auch die Citadelle durch Capitulation in Eugens Hände (18. Oct.
und 18. Dez. 1708), worauf auch Gent und Brügge mit noch andern
» Plätzen gewonnen wurden.
Hütte man sich in jenen Tagen schon zu dem Kriegs-System erhoben, dessen
bewundernswürdige Entwicklung in unserem Jahrhunderte erlebt worden ist,
so wäre man nun endlich ohne Weiteres in das Herz von Frankreich ein-
gedrungen, und hätte in der stolzen Hauptstadt oder vor deren Thoren die
Fricdensbcdingungen vorgeschrieben. Damals hielten aber selbst die kühn-
sten Feldherren dieß für ein verderbliches Wagniß» so lange auch nur noch
Eine auf dem Wege oder zur Seite liegende Festung von den Feinden be-
setzt blieb.
Gleich nach der Beendigung dieses Feldzuges trat ein außerordent-
licher Frost ein, der jenen Winter berühmt gemacht hat. Das Wild in
den Wäldern und die Bögel in der Luft erstarrten. Der ungeheure
Schaden, den die Fcldfrüchte, Wcinstöcke und Obstbäume litten, er-
schöpfte die Kräfte Frankreichs vollends. Die Schwierigkeit, für den
nächsten Feldzug die Vorrathshäuscr zu füllen und das nöthige Geld
aufzutreiben, war außerordentlich. Das Französische Volk schrie nach
Brot, und die Zufuhr übcr's Meer war durch den Krieg gehemmt.
Selbst durch diese Lage ließ sich Ludwig XIV. nicht bewegen, von den
Alliirten den Frieden anzunehmen, als dessen Preis sie die Anerkennung
Carl's III. als König von Spanien und Herrn der ungethcilten Spa-
nischen Erbherrschaft begehrten, dann die Räumung Spaniens durch
Phi l ipp binnen zwei Monathen, so wie auch die Herausgabe von
Straßburg, Vreisach, Landau und den Niederländischen Festungen. Lud-
wig verwarf diese Vorschläge, und erwartete Rettung von dem Mar-
schalls V i l l a r s , der bisher am Oberrhein gegen den Prinzen Lud-
w i g von Baden, und, nachdem dieser am 4. Jänner 1707 sein Hel«
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494