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Fünfte Periode 1740—1828. 279
Der junge König von Preußen, Friedrich II., trat zuerst auf
wider die rechtmäßige Erbin Oesterreichs. Erst zwei Monate waren ver-
flossen seit Kaiser Carl's VI. Tod, als ein Preußisches Heer in Schle-
sien einrückte, ohne Kriegserklärung, ohne irgend einen vorausgegan-
genen Streit.
Friedrich I I . hatte diese« Land sich zur Beute ausersehen, und glaubte, wie
einst der gallische Brennus, den Tapfern sey angehörend / wessen sie sich be-
mächtigen mögen.
Einige Tage nach dem Einbrüche Friedrich's in Schlesien er-
schien sein Gesandter, Graf Got ter , in Wien, und bot dem Oester-
reichischcn Hofe eine neue Urkunde der Gewährleistung, die Stimme
zur Kaiserwürde für Theresiens Gemahl, den Großherzog von
Toscana, ein Darlehen von zwei Millionen, und das Versprechen
eines Bündnisses wider alle Feinde der jungen Fürstin. Dagegen aber
verlangte er die Abtretung Schlesiens. Der Titel dieser Forderung war
ein vermeinter Rechtsanspruch auf die Schlesischen Fürstenthümer Lieg<
nitz, Bn'eg, Wohlau und Iägerndorf, der jeder Haltbarkeit entbehrte,
da die Vorfahren Friedrich's längst im Wege des Vergleiches und
gegen Empfang einer reichen Schadloshaltung ausdrücklich und feierlich
auf diese Länder Verzicht geleistet hatten.
Da die hochherzige Theresia weder durch Kleinmuth alle andern
Feinde Oesterreichs zu gleichen Raubversuchen ermuntern wollte, noch
durch Befriedigung eines muthwillig erhobenen Anspruches Grundsätze
anerkennen konnte, welche ganz geeignet waren, allen Besitzstand der
Staaten und alles öffentliche Recht zu untergraben und zu zernichten;
so entschloß sie sich, ohne die Gefahr zu verkennen, die über ihrem
Haupte schwebte, zum Kampfe, und ihre Kriegsschaaren eilten von
den entlegensten Standorten an die Oder gegen Friedrich l l . Der-
selbe hatte inzwischen in Schlesien sich ausgebreitet, die Festung Glogau
erobert, und Breslau in seine Gewalt gebracht. Bei dem Dorfe Mol-
witz (zwischen Neisse und Brieg) kam es zur ersten Schlacht. Das Oe-
sterreichische Hcer befehligte der Feldmarschall Neipperg, unter ihm
der General Römer die Reiterei. Dieser warf jene der Preußen und
den König selbst in einem ungestümen Angriffe zurück; aber das
Preußische Fußvolk, von dem Fürsten LeopoldvonAnh alt-Dessau
und dem General Schwerin geführt, behauptete durch seine Fertig-
keit im Handgriffe und im schnellen, richtig visirten Feuern, dann durch
seine Ueberzahl (60,000 Preußen fochten bei Molwitz gegen 32,000 Oe-
sterreicher) das Schlachtfeld, und errang den Sieg (10. April 1741).
Hierauf ward Neisse erobert, und ganz Schlesien von der Preußischen
Kriegsmacht überschwemmt.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494