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Fünfte Periode l?40—i83s. 439
Mit aller Macht stürzte Vonaparte jetzt über Beaulieu,
welcher vergebens hinter dem Po sich zu behaupten suchte. Nicht bei
Valenza, wo man ihn erwartete, sondern bei Piacenza geschah der
Uebergang. Beaulieu, nach dem wüthenden Gefechte bei Fombio
(1. Mai 1796), wich nach Lodi zurück. Bei dieser Stadt führte eine
schmale Brücke von wohl hundert Ellen Länge über die Adda. Nach
seiner Ankunft bot Bonaparte sogleich Alles auf, sich dieser wichtigen
Brücke zu bemächtigen (10. Mai). Während sich eine Wolke Französischer
Tirailleurs längs des Flußufers ausbreitete, ließ er seine Unter-Generale
Massena und Augereau ihre Massen zusammenziehen, und zum
Sturme führen. Die Oesterreicher, an Zahl um die Hälfte schwä-
cher als der Feind, thaten Wunder der Tapferkeit, und streckten mit
ihrem Geschütze ganze Reihen der andringenden Franzosen nieder.
Das Blutbad währte lange und war schrecklich. Erst beim dritten
Anlaufe, unter Begünstigung des Pulverdampfes, ward die Brücke
vom Feinde genommen. Die Oesterreicher, welche im Kampfe 3000
Mann an Todten und Verwundeten verloren hatten, bewerkstelligten
hierauf ihren Rückzug mit Ordnung und Kaltblütigkeit. Der Verlust
Bonap arte's, welcher seine Krieger bei der Erstürmung der Brücke
schonungslos hingeopfert hatte, betrug 42,000 Mann.
Der Vorfall ward durch pomphafte Gerüchte ins Ungeheure vergrößert. Die
Bewunderer des Französischen Ober-Generals weideten sich besonders an der
Vorstellung, daß er, eine oder mehrere Fahnen in der Hand, seinen Sol-
' baten voran geschritten sey, obwohl er, allerdings tapfer, aber auch vorsich-
tig, sich wirklich nur in einem steinernen Hause nahe an der Brücke befun-
den hatte.
Während Beaulieu nach der Schlacht bei Lodi über den Mincio
bis nach Tirol zurückweichen mußte, übte Bonaparte in allen Ge-
genden Italiens, dessen Staaten zum Theile nicht einmal mit Frank-
reich im Kriege gewesen waren, die furchtbarsten Erpressungen. Der
Herzog von Parma, der nie einen Mann gegen Frankreich geschickt hatte,
mußte für die Bewilligung eines Waffenstillstandes (Y.Mai 1796) zwei
Millionen Livres in Geld, einen gleichen Werth in Lieferungen bezahlen,
und nebenbei zwanzig Gemälde an den Sieger nach dessen Auswahl ab-
treten. Weder die Französischen Directoren noch Bonaparte waren
große Kunstliebhaber und Kenner; sie wollten nur die schaulustigen Pa-
riser beschäftigen, und für die National-Eitelkeit ein recht anschauliches,
Allen zugängliches Triumphzeichen aufstecken.
Daher wurde nachmals fast in alle Stillstands- undFricdensverträge mit den
schwächeren Staaten die Bedingung eingerückt, Gemälde und Kunstwerke
auszuliefern, und die>elbe dann weiter auf Handschriften, Bücher und zu-
letzt sogar auf Merkwürdigkeiten ausgedehnt, die etwa irgend einer Stadt
und Landschaft, um geschichtlicher Beziehungen und alter Erinnerungen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494