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Künste Periode «40-l828. 46?
den ein Geschichtschreiber, der Augenzeuge gewesen, für den blutigsten seit Er-
findung des Gchießpulvers erklärt hat,
waren auf beiden Seiten mehr als 70,oa0 Menschen theils getödtet,
theils verwundet, aber nur wenige gefangen. In der Nacht räumte
Ku^o sow das Schlachtfeld, und Napoleon konnte demnach des
Sieges an der Moskwa —
(so heißt ein Fluß, welcher nicht weit vom Schlachtfelde den Bach, der
Letzteres bewässert, aufnimmt) —
sich rühmen.
Der Erfolg dieser Schlacht war für die Franzosen nicht der ge-
hoffte. Indem Napoleon durch die feste Haltung des Russischen
Nachtrabes und durch die Vertheidigung des Städtchens Moshaisk an
rascher Verfolgung gehindert ward, erreichte Kutusow mehrere Tage
vor ihm, mit einem Heere, das immer noch öo,000 Mann regelmä-
ßiger Streiter zählte, die Gegend von Moskau, und faßte hier den
folgenreichen Entschluß, anstatt noch eine Schlacht zu Mos kau's Ver-
theidigung zu liefern, südwärts nach Kaluga zu ziehen, wodurch er
eine Stellung in der Flanke der Franzosen gewann. Zugleich ward
mit dem Grafen Rostopschin, dem Gouverneur Moskau's, die Räu-
mung dieser Stadt verabredet. Der Feind sollte an dem Orte, der ihm
bei den beispiellosen Anstrengungen dieses Marsches als eine freuden-
reiche Erhohlungsstätte vorgemahlt worden war, nichts als eine von
Menschen und Vorräthen entblößte Häusermasse finden. Diese Maß-
regel war ausgeführt, als am 14. September 1812 der Französische
Vortrab unter M. urat in die Stadt einrückte.
Moskau war wie ausgestorben. Alle Hausthüren, alle Zugänge waren ver-
rammelt, alle Fenster durch Läden dicht geschlossen, alle Gewölbe und Buden
gesperrt und verriegelt. Von 24U,0DU Einwohnern waren nurl2- bis 15,000
Menschen, theils Fremde, theils Leute aus der untersten Noltsclasse, zurück-
geblieben, Napoleon hielt am Ende der Vorstadt, erwartend, daß eine
Deputation der Behörden kommen, und seine Gnade anstehen sollte. Als
keine dergleichen erschien, befahl er, Abgeordnete, von welcher Art sie auch seyn
möchten, herbeizuholen, worauf einige ausländische Kaufleute «or ihn gebracht
wurden. Aber die Kunde, welche sie ihm mittheilten, machte ihn so betrof-
fen, daß er gar nichts antwortete, und nun sehr verdrießlich in die Vorstadt
einzog. Er nahm in einem der verlassenen Häuser sem Hauptquartier, und
verlegte es erst am folgenden Morgen in den Kreml, die Burg der Czare.
Schon an dem ersten Abende brach in Moskau an mehreren Stel-
len Feuer aus. Die Franzosen wollten löschen; aber es fehlte an Mit,
teln, da das Corps der Spritzenleute, gleich den übrigen Genossen,
und Körperschaften, abgezogen war, und alle seine Geräthschaften mitge,
nommen hatte. In der Meinung, daß dergleichen Feuer in der unge-
heuern Wüste von Straßen nicht viel zu bedeuten hätten, ließ man ihnen
daher ihren Lauf. Unter diesen Umstünden machte der Brand immer
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494