Seite - 4 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Bild der Seite - 4 -
Text der Seite - 4 -
4 EINLEITUNG
schenGeschichte einenichtunbedeutendeRolle spielte.Diehier ebenfalls gegebeneSchil-
derung seines Lebens und seiner Karriere, die mit unzähligen Dokumenten belegt wird,
könnte daher durchaus von einem gewissen historischen Interesse sein. Da sein Leben,
aber auch meines, sich in den turbulentesten Jahren der deutschen Geschichte abspiel-
ten, erhalten diese Schilderungen zusätzliches Gewicht. Zudem ist meine eigene Vita in
einer gewissenHinsicht einmalig, wasmeine akademischeKarriere anbelangt, die eigent-
lich gescheitert ist und sich gleichwohl zu einem herausragenden internationalen Erfolg
emporschwang. Und drittens gehöre ich zu einer Handvoll vonWissenschaftlern, die in
Deutschland das inzwischen florierendeGebiet der Künstlichen Intelligenz begründeten.
Jededieser dreiBesonderheitenkönnte auchhistorischvonbleibendemInteresse seinund
sollte also nach meiner Einschätzung der Nachwelt in seinen Einzelheiten hinterlassen
werden.
DieseMotivation der eigenen Rückbesinnung sowie der soeben skizzierten, selbst auf-
erlegten historischenVerpflichtung wirkt sich auf die Art der Darstellung des Erzählten
entscheidend aus. Meine Memoiren wollen die Erlebnisse nicht wie beispielsweise in
Romanen so berichten, daß Spannung beimLeser aufgebaut oder besondere empathi-
sche Stimmungen in ihm erzeugt werden. Vielmehr geht es mir ausschließlich um eine
möglichst wahrheits- und detailgetreue Schilderung von Erinnertem. Dies ist natürlich
leichter gesagt als getan.
Wir wissen, daß das menschliche Gedächtnis lückenhaft, selektiv und verzerrend ist.
Auch neigt der Mensch dazu, hinsichtlich bestimmter Erinnerungen vielleicht sogar
vor sich selbst nicht ehrlich zu sein. Beispielsweise ist um ein extremes Beispiel
anzuführen bekannt, daßHitlersMinisterAlbert Speer in seinenMemoiren behaupte-
te, von denGräueln derNazis überhaupt nichts gewußt zu haben, obwohlman aufgrund
vonvorhandenenUnterlagennachweisen kann, daßdies nicht derFall gewesen sein kann.
Gottseidankhabe iches indieserHinsichtviel leichter alsSpeer,weilmichmeinGewissen
nicht wirklich an irgendeiner Stelle bedrückenmuß. Zudem stehenmir hilfreiche Unter-
lagen wie umfangreiches Archivmaterial, Tagebücher und Fotoalben sowie die imWeb
abrufbaren Informationen zurVerfügung, diemeinemGedächtnis auf die Sprünge helfen
könnenunddie ich beimSchreiben auch entsprechend ausführlich zuRate gezogenhabe.
Sollte es mir gelungen sein, eine informative Darstellungmeines Lebens zu schreiben,
so könnte sie im günstigsten Fall neben der Schilderung der drei aufgezählten besonde-
ren historischenKonstellationen, in denen sichmein Leben ereignete, vielleicht auch als
Dokument eines in unserer ZeitmöglichenLebensablaufs dienlich sein.Wissenschaftliche
Untersuchungenhaben ja indenseltenstenFällenEinblick ingrößereAbschnitte einesge-
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427