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56 KAPITEL2. KINDHEIT
ZweiStundenspäterübernahmeralsLeutnant12dieFührungseinesZuges.SeineKom-
panie war Bestandteil des Infanterie-Regiments 21.13 Sein Vorgesetzter war nach seinen
eigenenAngabenMajor Braun.14DerTransport startet am 26.8.1939 und führtmit der
Eisenbahn bis Militsch. Von dort beginnt der Marsch.15 Am 31.8. wird die Grenze zu
Polen überschritten.Unter geringem feindlichemWiderstand rückt dieKompanie bis zur
Warthe (polnischWarta)vor,woesam4.und5.9.beiBelenzuheftigenKämpfenkommt,
bei denen mein Vater am 5.9. verwundet wurde. Und diese Ereignisse koinzidieren mit
meinem Keuchhusten, wie ich jetzt erstmalig aus den verfügbaren Zeitdaten schließen
kann.Wäre es nicht naheliegend, daß sich die ÄngstemeinerMutter um ihrenMann in
meiner Erkrankung ausgewirkt hatten?
Die Ereignisse zwischen dem 24.8. und 5.9.1939 hat mein Vater in einem bemerkens-
wertenDokument (FAHB3) inText undBild festgehalten, in dem auch andere (ua. ver-
wundete)Kameraden zuWort kommen. Er hatteGlück imUnglück, denn seineKoppel,
die durch denGeschoßtreffer zerfetztwurde, hat ihn offenbar vor einer schlimmerenVer-
letzung bewahrt. Zeitlebens zeugte eine große Narbe an der linken Seite seines Rückens
von der damaligenVerwundung. Es dauert dann etwa zweiWochen, bis derVerwundete
zusammen mit anderen nach mühsamen Transporten und verschiedenen Zwischenetap-
penmit demLazarettzug in Leipzig eintrifft, wo er imDiakonissenKrankenhaus wieder
hergestellt wird.16
Auf S.41 imFAHB4 findet sich die Ansichtskarte des Reserve-Lazaretts Annaberg im
Erzgebirge südlich vonChemnitz. Ich schließe daraus, daß er nach demKrankenhausauf-
enthalt dort vollends ausgeheilt wurde.17Nach seinerGenesungwird er in seinerHeimat
in Fürth bis Februar 1940 alsKompanieführermit derAufstellung einerGenesungskom-
panie beauftragt.18Erwar also für eine geraumeZeitwieder inReichweite seinerFamilie,
ein weiteres, eher seltenes Glück in diesen schrecklichen Kriegstagen. Vor allem, er
undauch ich:wirwarenbeidewieder gesundund ein normalesFamilienlebenwarwieder
möglich.
12Erwurdeam1.12.1939 zumOberstleutnantderReservebefördertundbehielt dieseStellungbis zum
31.8.1942.
13http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanterieregimenter/IR21.htm. Siehe auch:
KarteikarteausKartei:BeförderungenderKriegsreserveoffiziere (Bundesarchiv Militärarchiv,Signatur:
RW59/2077).
14Fragebogen vom 8.2.1947; Staatsarchiv Nürnberg Signatur Regierung von Mittelfranken, Abgabe
2000Nr. 15750 , Personalakt, S.80ff.
15DieRoute ist in derKartemarkiert, die FAHB3beigefügt ist.
16FAHB3, S.41.
17Alternativ könnte es möglicherweise sein, daß er dort 1944/45 noch stationiert war. Die exakte In-
terpretation derAnsichtskarte istmir nicht gelungen.
18FAHB3, S.53, sowie FAHB2, letzterTeil, Nov. 1939 bis Feb. 1940.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427