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58 KAPITEL2. KINDHEIT
mit seinemSchwesterlein jauchzte er voller Lust u. Freude. Er war überall der Liebling.
Das überall hat sich wohl vor allem auf Frauen im Umkreis meiner Mutter bezogen.
Beispielsweise sind sieben Frauen und keineMänner als Gäste zu meinem ersten
Geburtstag aufgezählt, darunter vor allemund für viele Jahre dieTantenHanna,Michel
undKarola, Frau Stärkermit derenTochter Inge und später nochTante Lisl.
Die ersten Gehversuche machte unserWolfgang mit 10 Monaten, doch sicher laufen
konnte er erst mit 14 Monaten schreibt meine Mutter, also etwa im Februar 1940.23
Laufen auf zweiBeinen ist eine der unzähligenFähigkeiten, die derMensch in den ersten
Lebensjahrenerlernt.DiedazugehörendenLern-undEntwicklungsprozessegedeihenum-
sobesser, je freier dieseProzesse sich einerseits entfaltenkönnenundandererseits jemehr
positiveAnregungenvonderUmweltaufderenEntwicklungeinwirken.Fürbeides scheint
vorallemmeineMutter inbesterWeisegesorgt zuhaben.DieFürsorgeundLiebe für ihre
beidenKinderwar tief und reif,wie vieleBilder in denAlben sichtbarmachen. In solcher
Geborgenheit werden eventuelleHemmungen derEntwicklung schon imAnsatz erstickt.
Die positivenAnregungen erhaltenKinder durchdieEinbeziehung in verschiedenartig-
steSituationenundGeschehnisse.Dazugehörendie täglichenVerrichtungen imHaushalt,
der inmeinemFall auch einHinterhaus und einen großenGartenmit einer Sommerlaube
umfaßte. Soweit ichmich zurück erinnern kann, warenwir Kinder in allemmit einbezo-
gen also positive Anregung pur. Dabei sei daran erinnert, daß es damals noch keine
Staubsauger,Waschmaschinen oder Rasenmäher gab. In einem gut in Schuß gehaltenen
5-Personenhaushalt mit dem beschriebenen Umfang war daher auch unter Mithilfe ei-
nesDienstmädchens eineFülle an vielgestaltigerArbeit zu verrichten, sodaß es für einen
kleinen Buben immer etwas Neues zu beobachten und entdecken gab. Dazwischen
mutmaßlich anWochenenden wurdendieGroßeltern,VerwandteundFreundebesucht
oderBesuchevondiesenempfangen,Besichtigungeneiner fremdenTierwelt imTiergarten
direktamEndeunsererStraßegemacht,mitVatersPferden,die ihmmutmaßlich imRah-
menseinesmilitärischenDiensteszurVerfügungstanden,Ausfahrten inderPferdekutsche
oder einfach nur Spaziergänge in der unmittelbarenUmgebung unternommen.
Im Sommer 1940 arrangierte meine unternehmungslustigeMutter mit der ganzen Fa-
milie bereitsmeine erste Ferienreise und zwar an denWeissensee bei Füssen gemeinsam
mitFamilieMielich ausReutlingen samtderenbeidenSöhnenRolf undPeter, vondenen
schon imvorangegangenenKapitel dieRedewar.24MeineMutter spricht vonTante und
Onkel Mielich. Dabei dürfte es sich aber mutmaßlich nur um Nennbezeichnungen und
nicht um eine verwandtschaftliche Verbindung handeln. 1941 führte eine erneute Reise
23FAWB2, S.11.
24FAHB1, S.54ff, FAHB4, S.20f.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427