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60 KAPITEL2. KINDHEIT
weisung dieser und wohl auch weiterer Nachbarn in seine Villa mußte er daher als eine
unerträgliche Zumutung empfunden haben. So erinnere ichmich an die extrem beklem-
mendeAtmosphäre, die auchmir alsKindnicht entgehen konnte, anläßlich eines solchen
Aufenthalts in seinemKellerwährend einesAlarms.MeineElternhabendannaber dafür
bald eine bessereLösung inFormeinesBunkers im eigenenGarten gefunden.Dazumehr
später.
Meine Schwester kam1941 inMögeldorf in die Schule.Mutmaßlich 1943bin ich in den
Kindergarten gekommen, der sich inMögeldorf an der nördlichen Seite derOstendstraße
befand. Auch heute noch kann ich die Straßen- undHäuserkarte vomMögeldorfer Kern
aus demKopf zeichnen.Denn zusammenmitmeiner Schwester, später aber auch alleine,
wurdenwir zumBäckerFiedler inderOrtsstraßemitderSchlosserei Schelterunmittelbar
daneben,zumMetzgerbeimGasthauszurFriedenslindeanderNordseitederHauptstraße,
zumMilchladen der alten Frau Hutzler28 und ihrer Tochter Quenzler an der Südseite
der Ostendstraße und dem Gemischtwarenladen daneben oder dem Lebensmittelladen
vonFörtner amnördlichenEnde der Schmausenbuckstraße auf derwestlichen Seite zum
Einkaufen geschickt. BeimMetzger gab's dann immer eine Scheibe Gelbwurst für den
Buben.
Im Fotoalbum tauchen Hunde (Irish Blue Terrier) auf, an die ich aber keine eigenen
Erinnerungenhabe.29ElternundKinder sindauf denBildern immer gut gekleidet (Vater
meist in Uniform, jedoch seltenst abgebildet, da wohl meist er die Kamera betätigte,
wennerdabeiwar).Kurz, es ist indiesenJahrenbis etwa1943 inderFamilie nurbedingt
etwas von Krieg zu spüren gewesen; in jedem Fall scheint dieser unter dem liebevollen
Schutz meinerMutter meine Entwicklung nicht nachhaltig eingeschränkt zu haben. Ich
kann also sagen, in den ersten vier Jahren mit Ausnahme der kritischenMonate des
Kriegsbeginns undweitererErkrankungen eine recht glücklicheKindheit erlebt haben
zudürfen.DasEndedieservierJahrebestanddannabernochmals ineinemmonatelangen
Siechtum.
Eswar im September 1942, als wir wie in diesen Jahrenwohl oft wieder einmal
beimmütterlichen Großvater zu Besuch waren. Das große Gelände der Fabrik war von
SüdnachNordhin zumFlußderFränkischenRezat leicht abschüssig. In dieserRichtung
lagen amBoden des freien Geländes zwischen den Fabrikgebäuden Schienen. Dazu gab
es Rollwagen. Sie bestanden aus zwei Achsen mit vier schweren Eisenrädern und dar-
28Andie nachfolgenden dreiNamenhatmichmeinFreundPeter Lindner erinnert.
29FAHB5, S.9 undFAWB2, S.25.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427