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66 KAPITEL2. KINDHEIT
Schulräume untergebracht. Die beiden waren wohl für ein 2-Klassensystem die einzigen
LehreramOrt.HeinrichwurdenatürlichauchzumMilitäreingezogen.AlsdieLuftangriffe
aufNürnberg an Intensität zunahmenundauchdasMögeldorfer Schulhausmehrfachvon
Brandbombengetroffenwurde,43mußderPlan entstanden sein,meineSchwester vonder
Schule inMögeldorf ins sichereLeupoldsdorf unddiedortigeSchule zu transferieren.Dies
dürfte imLaufe des Schuljahres 1943/44 erfolgt sein.
Annelorewohntedortbei undunterderObhutvonAnni, die selbst keineKinderhatte.
Zugleichbesuchte siedenvonAnnigehaltenenUnterricht, vielleicht einenichtganzglück-
licheKonstellation.Aber eswarhaltKrieg.Annelore erzählt von ihremSchockerlebnis an
ihremzehntenGeburtstag dort.Mit vielGeheimnistuereiwar andiesemTag einZimmer
für sie für tabu erklärt worden. Erst für die Bescherungmit denGeburtstagsgeschenken
durfte sie es dannbetretenund da stand ihreMutter, quasi als schönstesGeburtstags-
geschenk.Manchmal konntemeineMutter etwas grob bei ihren Scherzen sein, denn für
eineZehnjährige, die quasi in einer fremdenFamiliewohnt,mußder völlig unvorbereitete
undplötzlicheAnblick ihrerMutterwie einGeist erschienen sein.Dawir zumZeitpunkt
des Geburtstags bereits ausgebombt und also fest in Gmünd waren, ist wahrscheinlich,
daßAnnelore dann gleich anschließendmit derMutter nachGmünd fuhr, umvon da an
die dortigeVolksschule zu besuchen.
Meine Erinnerung an die BauerscheWohnung imLeupoldsdorfer Schulhaus ist beson-
ders geprägt von deren ungeheiztem und eiskaltem Badezimmer an der Nordseite des
Hauses, in dem das fließendeWasser (im sibirisch kalten Fichtelgebirge) so kalt aus der
Leitung kam, daß sich der kleine Bub noch unwilliger als sonst die Zähne putzenwollte,
weil das kalteWasser imMund fast schmerzte.
Schon als kleiner Junge mußte ich wie alle meine Altersgenossen das Spannungsfeld
imLeben zwischen glücklichenund schmerzlichenPhasen in extremerWeise erleben.Die
vorangegangenen Schilderungen haben sich allein auf den glücklichen Teil konzentriert.
Wendenwir uns nun dem durch die zur gleichen Zeit stattfindendenKriegsereignisse
geprägten schmerzlichenTeil zu.
Am11.1.1943starbmeinOnkelWilly,derLieblingsbrudermeinerMutter, alsSoldatan
derOstfrontanFleckfieber,woeraufeinemdortigenSoldatenfriedhofbegrabenwurde.Er
dientebeiderSSundhatte indieserFunktionbeispielsweise eineunmittelbareBegegnung
43 Im Schuljahr 1944 waren starke Beschädigungen des Schulgebäudes zu beklagen, sodass keinUnter-
richtmehr stattfinden konnte. Die Bombardierungen der Jahre 1944/45 fügten demSchulhaus schwere
Zerstörungen zu, deren Reparaturen sich lange hinzogen. Diese Aussagen sind der folgendenWebseite
entnommen: http://www.thusneldaschule.de, Zugriff 18.3.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427