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2.3. DIEZEIT INGEORGENSGMÜND 77
Ich habe keine genaueren Informationen über den Zeitraum dieser Krankengeschich-
te. Aus einem der Dokumente im Personalakt ist nur ersichtlich, daß der Aufenthalt in
Abenberg denTag des 9.5.1946 beinhaltete. Es ist daher anzunehmen, daß die Operati-
on irgendwann imWinter 1946 erfolgt ist, der Reha-Aufenthalt sich daran anschloß und
mindestens bisMai dauerte. Aufgrund der gesundheitlichenFolgen dieserOperationwar
HansBibeldanachzeitlebensals25-prozentigschwerbeschädigteingestuft,obwohlernach
einigen Jahren dochwieder so gutwie voll hergestellt war.
Soweit inKürze der erste der auf denKrieg folgenden Schläge. Der zweite Schlag ent-
wickelte sich parallel zu diesem ersten und kulminierte in seiner Entlassung aus dem
Schuldienst, die dann erst eineinhalb Jahre später als unbegründet rückgängig gemacht
wurde.AngesichtsderuntadeligenpolitischenEinstellungmeinesVaters auch indenJah-
rennach 1933muß ihndiese ungerechteBehandlung ganzbesonders getroffenhabenund
war seinerGesundung sicher nicht förderlich.
Die Geschichte beginnt damit, daß nach der weiter oben beschriebenen Rückkehr aus
der Internierung mein Vater am 8.8.1945 an die Schulbehörde den Antrag auf Verwen-
dungalsVolksschullehrer imneuenWohnortGeorgensgmünd stellte.64Am14.8. schob er
den zusätzlichen Antrag nach, ihm dort die Rektorenstelle anzuvertrauen, wofür er sich
offenbar für ausreichend qualifiziert hielt.MitGenehmigung derMilitärregierung Schwa-
bachwurde er zum1.9.1945 anderVolksschuleGeorgensgmünd lediglich alsHauptlehrer
eingestellt und unterrichtete dort dann ab dem24.9.1945 bis zum9.5.1946.
Am7.11.1945verfügtedasHeadquarterdesMilitaryGovernmentNürnberg jedochseine
EntlassungausdemSchuldienst.Weil sichdieunterschiedlichenMilitärstellenderAmeri-
kanermit den beidenVerfügungenwidersprochen hatten, erbat der Regierungspräsident
in einemSchreiben vom30.1.1946 nochmals eine endgültigeEntscheidung.Diese erfolgte
am 27.4.1946, mit der Entlassung zwingend verfügt wurde, was dann zum letztenUn-
terrichtstag am9.5.1946 geführt hat.Wie oben bereits angedeutetwar derEntlassene zu
diesemZeitpunkt in derReha-Klinik.
Es bliebmeinemVater daher nun nichts anderes übrig, als imRahmen der Entnazifi-
zierung65 aufgrund des damals am 5.3.1946 in Kraft getretenen Gesetzes zur Befreiung
vonNationalsozialismusundMilitarismus 66 sicheinemSpruchkammerverfahrenzuunter-
ziehenundauf diesemWege seinUnbelastetsein nachzuweisen.Das zugehörigeVerfahren
64Die im Folgenden geschilderten Details beruhen auf den Informationen, die im Personalakt, aaO.
Fußnote 14, sowie in der Spruchkammerakte, aaO. Fußnote 51, vorgehaltenwerden.
65Paul Hoser, Entnazifizierung. In: Historisches Lexikon Bayerns. http://www.historisches-lexikon-
bayerns.de/artikel/artikel_46003, Zugriff 30.7.2015.
66http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm, Zugriff 30.6.15.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427