Seite - 102 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Bild der Seite - 102 -
Text der Seite - 102 -
102 KAPITEL2. KINDHEIT
derer Blut aus seinemOhr floß, was zu einer Strafpredigt von seiner allein erziehenden
Mutter, FrauHedwigFleischmann, derWitwe vonDr.med. FriedrichFleischmann führ-
te. Unter den weiteren Mitschülern auf diesem Schulweg waren die Müllerin aus der
Schmausenbuckstraße 89, die immer mit Inge Geck zusammen ging. Auch diese beiden
habe ichzusammenmiteinemKameradeneinmal gestellt ,wasdannwenigeJahre später
imFall derMüllerin in eine romantischeVerehrungumgeschlagen ist; alsowarwohl auch
das damalige Imponiergehabe nur ein sehr frühes und unbeholfenes verstecktesWerben.
Neben der Schule spielte sich mein Leben vor allem im Umfeld unseres Hauses ab.
Zuhause hatte ich eine kleine Burgmit Zinnsoldaten undKanonen, in dieman sichmit
Spielen stundenlang versenken konnte. Aus irgendeiner Zeitschrift konnte ich mir Teile
ausschneiden, die zusammengeklebt einModell des schönenNürnberger Bratwurstglöck-
leinsergaben.MeineengstenKameradenimhäuslichenLebenwarenunsereSchäferhündin
Halaundzweimal imJahrderenWelpen,meist inderGrößenordnungvoneinemDutzend
wieweiterobenbereits erwähnt.95DieHundehütte standhinterderGartenlaubeamZaun
zumsüdlichenNachbargrundstück. Indieser lag ichzusammenmitdemHundsichernicht
nur einmal und genoß das gegenseitige Vertrauen. Und wenn es Junge gab, machte das
Schmusenmit diesen drolligenWollknäueln natürlich nochmehr Spaß. Der Hund lebte
so gutwie immer imGartenunddurfte nur gelegentlich, vor allembeiwinterlicherKälte
undmeist nur für kurze Zeit, in dieWohnung.
ZudenHundefreudengeselltensichaberauchPflichten.Sobin ichmitHalaviel Gassi
gegangen, meist in Richtung des Geländes jenseits des unbebauten südlichen Nachbar-
grundstücks zumSchmausenbuck hin. AuchmußteAnnelore aus der Stadt Speiseabfälle
aus demHotelDeutscherHof als Futter nach der Schulemit nachhause bringen.
Unser Haus hatte ja drei Wohnungen. Im Parterre wohnte schon vor dem Krieg die
Arztfamilie Dr. Schmidt, wie imAbschnitt 2.1 bereits erwähnt ist. BeimWiederaufbau
wurdedasParterre eigens sokonzipiert,daß imZimmerzumHofeinePraxisunddaneben
ein kleinesWartezimmer für diesesArztehepaar eingerichtetwerden konnten.96Auch die
einzigeGaragezumHauswaranSchmidtsvermietet, die als einzigeBewohnerdesHauses
damals ein Auto, nämlich einen Hanomag, für die ärztlichen Hausbesuche besaßen. Im
zweiten Stockwerkwohnte nach demKrieg die Familie Späth.
95FAWB2, S.48, FAHB5, S.21.
96Vorher war die Schmidtsche Praxis in der Ostendstraße nahe der Ecke Thusneldastraße. Familie
Schmidt bewohnte nach der Zerstörung des Hauses ein Zimmer in der Schmausenbuckstraße an der
Ecke der Siedlerstraße. Sie zogen dann bis zur Fertigstellung desWiederaufbaus vorübergehend in eine
Wohnung in derBothmerstraße.Diese Informationen verdanke ichmeinemFreundMaxi.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427