Seite - 105 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Bild der Seite - 105 -
Text der Seite - 105 -
2.4. NEUANFANGINNÜRNBERG 105
Belastungauf sichgenommenundschließlichgewonnenhaben.Dassubjektivempfundene
Unrecht bestand darin, daß das Lastenausgleichsgesetz beispielsweise Hausbesitzer, die
vonKriegsschäden verschont waren, an der Beseitigung der Kriegsschädenmit Fug und
RechtbeteiligenundsoeinengewissenAusgleichzwischenGeschädigtenundVerschonten
schaffen wollte. Unser Haus hatte aber 1945 einen Totalschaden erlitten. Insofern fielen
wir ebennichtunterdiejenigen, die verschontgebliebenwaren.NurdurchdieTüchtigkeit
meiner Eltern war das Haus schon 1947 vor dem Stichtag weitgehendwieder aufgebaut,
also nach dem ursprünglichen Kauf 1927 bereits ohne Schuld ein zweites Mal bezahlt
worden,undnun fordertederStaatquasi einedritteBezahlung.Durchdie1:1Umstellung
dervorhandenenHypothekenwurdediesbilligerweisedannganzoderwenigstens teilweise
vermieden; die resultierendenVorteile habe ich nicht genauer recherchiert.
Bislanghabe ich inmeinerSchilderungdenEindruck erweckt, als sei derWiederaufbau
desHauses imNovember 1947 vollständig abgeschlossen gewesen,was keineswegs zutraf.
Die Handwerker waren noch einige Jahre danach immer wieder vor Ort. Vor allemwar
derVerandaanbauander Südseite desGebäudeswohl ausKostengründen erst einmal im
Rohbau stehengeblieben. Erst wurde der Raum in diesemAnbau imParterre ausgebaut
und erst Jahre später dann auch derjenige im ersten Stock (sieheAbschnitt 2.5.3).
Sodann gab es von Anfang an Problememit der Schwerkraftwarmwasserheizung, die
ohnePumpedenTransport deswarmenWasser nicht in alleRäume schaffte.UnserMon-
teurBittner versuchte nachmeiner lebhaftenErinnerungüberMonate verzweifelt, dieses
Problem in denGriff zu bekommen.Wenn ichmich recht entsinne, waren auch verstopf-
te Rohre eine der Ursachen für das Problem. Denn 1947 konnteman nicht einfach neue
Rohre imBaumarkt holen, sondern behalf sich durchaus auchmitRohren aus zerstörten
Häusern, die dann halt auch unerwartetmit Schutt verstopft gewesen sein konnten.
Meine Eltern wurden damals wirklich von nichts verschont, wenn man sich die hier
aufgelistete Serie vonWidrigkeiten in ihrerFülle alsGanzes vorAugenhält. EinesTages
stellte man imBodenbereich des Südwestzimmers des Parterres fest, daß sich in diesem
nicht unterkellerten Teil des Hauses der (echte) Hausschwamm eingenistet hatte. Durch
die totale Zerstörung war die Ruine ja über lange Zeit ohne Dach geblieben und völlig
durchnäßtworden, idealeBedingungen fürdiesenärgstenFeindeines jedenHausbesitzers,
der aber beimWiederaufbaunochnicht entdecktwordenwar.DieserTeil der bewohnten
Wohnung, in der gleich im Zimmer daneben eine gutgehende Arztpraxis untergebracht
war, mußte also grundlegend saniert werden. Entfernung des Fußbodens und des darun-
ter befindlichen Grundes sowie des Schwamms aus den umgebendenMauern und dann
Wiederherstellung des ursprünglichenZustandeswaren angesagt.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427