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2.4. NEUANFANGINNÜRNBERG 109
seitdenzwanzigerJahreneingehendereKenntnissezumGartenbauerworben.Dazugehör-
te beispielsweise eine bemerkenswerte Expertise auf demGebiet des Obstbaumschnitts.
So war die Süd- undOstseite des Hinterhausesmit Spalierobst (Pfirsich undApfel) be-
pflanzt.AmEingangdesGartensvomHofausprangte inderMitte ein imSommerüppig
blühendesRosentor.QuerdurchdenganzenGarten lag inHausnäheeingroßes, sorgfältig
bestücktes und gepflegtesBlumen- undStaudenbeet. Ich habemichbei derGartenarbeit
immer gerne und eifrig beteiligt. Der Garten war für uns alle ein Ort der Erquickung,
von drei Seiten umgeben von denGärten undParks derNachbarnmitmächtigemaltem
Baumbestand. Für ein Kind ist ein solcher Garten zudemOrt undGelegenheit für das
wichtige Erlernen natürlicher Farben, Gerüche undGeräusche (und schütztmutmaßlich
auchvorspäterenAllergien).DiedortgewonnenenEmpfindungenundErfahrungenbilden
mutmaßlichdieGrundlage für ein tieferesVerständnis desGeschehens inderNatur sowie
auch für die Entwicklung des persönlichenGeschmacks und der Urteilsbildung selbst zu
kulturellenWerken.
DieFrüchte desGartens (oder desWaldes)wurden teilweise für denWinter in großen,
mit Folie undGummi verschlossenenKeramiktöpfen konserviert, was im feuchtenKeller
denSchimmel leidernicht fernhielt.WirhabendamalssogarroheEier insolchenTöpfen in
einer gelartigenFlüssigkeit106 zurHaltbarmachung eingelegt. ImKellerwurdennatürlich
auch Marmeladen und vor allem Kartoffel und Äpfel gelagert. Alle damit zusammen-
hängenden und andere Arbeiten wurden imHof direkt amHaus gerne gemeinschaftlich
verrichtet.
In derKüchewar alleinemeineMutter zuständig. Sie war eine durchaus guteKöchin,
geprägt von der fränkischen Küche. Dazu gehörten Fleischküchlein (meist Samstags),
SchweinebratenmitKlößen oder aber auch gebrateneTäubchen (meist Sonntags), Fisch
(meistDienstags,weil sie an diesemVormittag jeweils zurGymnastikstunde in die Stadt
fuhr), aber auch viele fleischlose Speisen, vor allem dann eben auch Gemüse aus dem
Garten, aber auch Aufläufe und Süßspeisen wie Brei mit Früchten, um nur einiges aus
unseremSpeisezettelzunennen.MeineMutterwardabeidurchausauchoffenfürEinflüsse
undAnregungen vonFreundinnen. So hat sie von denHamburgerMietern die in unserer
Familie bis heute begehrten, schondamals asiatisch angehauchten NudelnmitFleischle
ebensowie RoteGrütze mitMilch (alsSuppenersatz imSommer)übernommen.Abends
gab esVesper.DasFrühstückwar ausmeiner heutigenSichtmitButter- oderMargarine-
undMarmelade-bestrichenenBroten oderBrötchen leider allzu kärglich.
106Laut https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserglas handelt es sich dabei umWasserglas, das durchEin-
rühren einer gewissenMenge einer Alkalisilicatlösung inWasser hergestellt wird. Handelsnamen für die
Lösung sindGarantol undEiwol. Zugriff 15.7.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427