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160 KAPITEL3. ZIELSUCHE
Verwandtschaft unserer europäischen Sprachen, auf die er uns unter Verweis auf einen
Freundnachdrücklichhingewiesenhat, dermehrals einDutzendSprachenbeherrschtha-
ben soll: nämlichwennman eine von ihnen gut beherrscht, lassen sich die anderen unter
Ausnutzung der engenBezüge untereinander sowie generellerRegeln innerhalb jeder von
ihnen viel leichter erlernen.
Diese Einsicht hat geholfen, meine beschriebene Schwäche zu kompensieren. Denn
ich verfüge wohl ebenfalls anlagemäßig über eine sehr stark ausgeprägte Fähigkeit zu
quasi inneren assoziativen Verknüpfungen. Beispielsweise habe ich gerade gestern das
amerikanisch-englischeWort sled gelesen und sofort dessen sprachgeschichtlich gemein-
sameHerkunftmitunserem Schlitten wahrgenommen, obwohldiebeidenWorte syntak-
tisch auf den erstenBlick ja nicht gerade ähnlich aussehen.Mit dieser zusätzlichenAsso-
ziationunderstdurchsiewirdbeimireinesolcheWortbedeutung( sled heißt Schlitten )
sofort und für immer verankert. Nur so, glaube ich, ist esmir später gelungen, Englisch
richtig gut zubeherrschenund zwar tatsächlich so gut, daß ichHundertemeinerPublika-
tionen indieserSpracheveröffentlichenkonnte.DieengenBezüge,diezwischenLateinund
den lebenden europäischen Sprachen bestehen, habenmein Sprachverständnis spezifisch
für die einzelnen Sprachen ebensowie für natürliche Sprachen allgemein sehr vertieft.
Mein assoziativ und verknüpfend geprägtes Denken hat mich dort stark gemacht, wo
es umReflexionen geht,während esmich umgekehrt beiAnforderungen schwach erschei-
nen läßt, die reflexhaftes Reagieren erfordern, wie beispielsweise das reflexhafte Nennen
einesNamens einerPerson, derman gerade begegnet. In einemFachwieDeutsch spielen
beide Fähigkeiten eine eher gleichgewichtigeRolle. EinenAufsatz über ein vorgegebenes
Thema zu verfassen erfordert beispielsweise das reflexhafte Erinnern an unterschiedliche
undLeser beeindruckende Sachverhalte ebensowie die Fähigkeiten zur inhaltlichenAna-
lyse und zur strukturell logisch aufgebautenPräsentation. Stärken im einenTeil konnten
daher Schwächen imanderen kompensieren, sodaß ich notenmäßig immer imBereich gut
bis befriedigend rangieren konnte.MitDeutsch verbinde ich daher aufgrundmeiner spe-
zifischenBegabungslage ausschließlich angenehmeErinnerungen.Das Fachwurde in den
letzten etwa fünf Jahren erst vonHerrn StudienratEmilHarsch unddannvondemoben
bereits erwähnten Herrn Studienprofessor Dr. Rudolf Zinecker geprägt, beides sehr ge-
schätztePersönlichkeiten.Vor allemhat sichHarsch für unsereKlasse ebensowie für die
Schule insgesamt außerordentlich verdient gemacht.Von seinembesonderenEngagement
für unsereKlassewird imweiterenVerlauf nochdieRede sein. Für die Schule hat er bei-
spielsweise die Redaktion für die bereitsmehrfach genannte Jubiläumsschrift 100 Jahre
RealgymnasiumNürnberg innegehabt.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427