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3.1. ENDEDERGYMNASIALZEIT 161
Aufsätze habe ich schondamals gerne verfaßt, vor allemwenn ich genügendZeit dafür
zur Verfügung hatte. Das war besonders bei Hausaufsätzen der Fall, bei denen ich auch
für dieRecherchen viel Zeit investieren konnte und dasGedächtnis daher keine entschei-
dende Rolle spielenmußte. Besonders erinnere ichmich hier an einen Aufsatz über das
ThemaEuropa etwa umdas Jahr 1955, in dem ich aus tiefer Überzeugung ausführlichst
für die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa in Analogie zu den USA argu-
mentierte.DadieLektürevonTageszeitungenwieder NürnbergerNachrichten oderder
Nürnberger Zeitung ebenso wie das tägliche Verfolgen vonNachrichten undKommen-
taren im Radio infolge der politischen Arbeit meines Vater bei uns zuhause gang und
gäbewar, hatte ich selbstverständlich als Schüler auchdie jahrelangenDebattenverfolgt,
die schließlich am 1.1.1958 zum Inkrafttreten der Römischen Verträge7 geführt hatten.
In jenemAufsatz hatte ich dazu klar inhaltliche Stellung in genaudieRichtungbezogen,
die dann teilweise auch realisiert wurde. Ich sehe darin den ersten in einer langenReihe
von Fällen, in denen ich mit meinen Analysen und Prognosen vollkommen richtig gele-
gen habe. Zu dieser besonderen Fähigkeit verhilft mir ebenmeine Stärke im reflektiven
Nachdenken, dh. in der umfassendenAnwendung vonReflexionen.
Fürmeinen Abituraufsatz habe ichmir aus den wohl drei vorgegebenenAlternativen
das Thema Vergessen ist Gnade und Gefahr zugleich ausgesucht.8 Es handelt sich um
ein Zitat des damaligenBundespräsidentenTheodorHeuss,9 unserem erstenBundesprä-
sidenten. Da dieGeneration der Nazi-Zeit nach demKrieg völlig verstummtwar, wollte
er damit schon damals gegen das totale Vergessen plädieren. PapaHeuss habenwir alle
sehr verehrt.
Ichhabe in diesemAbschnitt quasi nebenbei versucht, grobeAspektemeines genetisch
vererbtenBegabungsprofils (Namensschwäche,Reflexionsstärkeuvam.)aufzuzeigen.Nach
meiner Überzeugung spielt ein solches Begabungsprofil neben anderenUrsachen (wie
beispielsweisedemfamiliärenUmfeld) einesehrentscheidendeRolle fürdenschulischen
unddannauch fürdenberuflichenErfolg und ist viel grundlegenderundaussagekräftiger
als das schulischeNotenprofil. InmeinemFall ist recht offensichtlich, daß schondas erläu-
terte grobeMustermeines Begabungsprofils das in diesen Jahren erzielte Notenprofil in
Bezug auf einenVergleich des naturwissenschaftlichenmit dem sprachlichenTeil der Fä-
cherweitgehenderklärt.Denngenerell ergibt sichdasNotenprofil zuwichtigenTeilenaus
demBegabungsprofil,währendmanausdemNotenprofil keine zuverlässigenSchlüsse auf
7https://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Verträge, Zugriff 18.10.2015.
8http://www.beste-zitate.de/theodor-heuss/vergessen-ist-gnade-und-gefahr-zugleich/,
Zugriff 18.10.2015.
9https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Heuss, Zugriff 18.10.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427