Seite - 185 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Bild der Seite - 185 -
Text der Seite - 185 -
3.2. JUGENDZEIT 185
undwirbeide stürmten zu ihmhin.DasEhepaarhattedieZusammengehörigkeit erkannt
und Mitleid empfunden. So drängten wir uns zu viert auf der Rückbank und kamen
heil in Croydon wieder an. Ähnlich erfüllende Eskapaden führten uns vier auch in das
Nachtleben von London, vor allem nach Soho, wowir in rauchigen Spelunken Jazz vom
Feinsten genießen durften oder wo mich beim Tanzen eine attraktive Marokkanerin in
Wallung gebracht hat.
Aus dieser Studienreise nach England bestand also das erste der beiden erfolgreichen
Lernprojekte im zweitenHalbjahr 1956.Das zweitewurde durchmeinen herannahenden
18ten Geburtstag forciert, der damals die Voraussetzung für den Erwerb eines Führer-
scheins darstellte. Dieser Schein mußte her und ja keinen Tag später als erlaubt, auch
wenn es in unserer Familie damals überhaupt kein Auto gab. Ich meldete mich bei der
Fahrschule eines urigen deutschsprachigen Argentiniers in der Königstraße an, der nach
Deutschland zurückgekehrt war undmit günstigen Preisen für sein neues Unternehmen
warb. Glücklicherweise hatte ich durch Fahrrad undMopedmeine Verkehrstauglichkeit
bereits ausgiebig erproben können. Zudem hatte mir Sigi Ledermann aus demParterre
unseresHauses schon ersteVersuche in seinemOpel erlaubt.
So ging es nach einigen Stunden theoretischen Unterrichts zur ersten Fahrstundemit
einem relativ altenVW-Bus, dessenGetriebe unsynchronisiert war. Dies bedeutete, daß
man beim Schalten von einem höheren in einen niederenGang demGetriebemit genau
dosiertemZwischengas immer erst den richtigen Schwung versetzenmußte, was zusätzli-
ches Können imVergleich zu heute abverlangte.Wir fuhren nach denVorstellungen des
Lehrersmit gleich drei Schülern gleichzeitig los, wobei einer nach dem anderen für seine
Stunde ans Steuer durfte und die anderen dabei zuschauen und somitlernen sollten.Die
Schülerin vormir stellte sich derart ungeschickt an, daß sie völlig entnervt gleichwieder
aufgab. Ich mußte deshalb zusätzlich auch für deren Stunde einspringen und saß daher
gleich zwei Stunden hintereinander am Steuer, was für den Lerneffekt wohl ungünstiger
als zwei Einzelstundenmit einer Zwischenzeit war, in der dasGelernte verarbeitet hätte
werden können.Gleichwohl genügtenmir noch ganze vierweitere Stunden, bis der Fahr-
lehrer mich also nach insgesamt sechs Fahrstunden und nach bestandener theoretischer
Prüfung für prüfungsbereit erklärte. Am Tag der praktischen Prüfung bekam ich noch
zusätzlich eine einzige Fahrstunde für dasMotorrad und bekam so in absoluter Rekord-
zeit fürminimalesGeld45 denFührerschein für dieKlassen III und I46 unmittelbar nach
meinemachtzehntenGeburtstag.
45DieKostenwurdenneben einer kleinenPauschale fürden theoretischenUnterrichtnachden tatsäch-
lich erteiltenFahrstunden berechnet.
46Heute umfaßt diesA,BE,C1E,ML.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427