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3.2. JUGENDZEIT 189
derParallelklasse cmeines ausAbschnitt 3.1 bereits bekannten undbeimir nicht gerade
beliebtenTurnlehrersWeihmann.Wirwolltendort indieserherrlichenBergregion südlich
desKarwendels gemeinsameSkitouren unternehmen,waswir dann auch ausgiebig taten.
NachmeinerErinnerung standdieAuswahl unseres Zielortes in keinerlei Zusammenhang
mitdemReisezielvonTraudl.WenndieseErinnerungstimmt,wofürEiniges spricht,dann
mußte Amor, der Gott der Liebe, seine Hand im Spiel gehabt haben. Denn die beiden
Orte liegen nur etwa eine Fußstunde auseinander, keine Entfernung zu jeder Tages- und
Nachtzeit also für einenbis über beideOhren verliebten Jüngling. Ich konnteTraudl also
schon vor der Reise meinen Besuch ankündigen und sie lud mich ein, an Sylvester mit
und bei ihnen zu feiern.
So marschierte ich an jenem Sylvesterabend nach Kirchberg und verbrachte mit ihr
wie immer glücklichste Stunden im Beisein ihrer Eltern und deren Freunde in deren
Nobelhotel.51 NachMitternacht lief ich unter einem glitzernden Sternendach durch die
stille nächtliche Schneelandschaft vor Glück jubilierend wieder nachAschau zurück und
wünschte mir wohl bei jeder Sternschnuppe die noch ersehnte Erfüllung dieses Liebes-
glücks. Traudls Vater wurde an jenemAbendwohl erstmals klar, wie sehr seine Tochter
in diesen Pennäler und dieser in sie verliebt war. Er machte ihr deswegen am nächsten
Morgeneine furchtbareSzene,wie siemirdanacherzählte.Wir trafenunswährenddieser
Tage gleichwohlmindestens noch einmal zu einer gemeinsamenTour, wie die Bilder von
dieserReise dokumentieren.52
DieseunvergesseneReisehattenoch eineweitereBesonderheit fürunsJünglingeparat.
Es stellte sich nämlich bei unserer Ankunft im privaten Quartier in Aschau zu unserer
großenÜberraschung heraus, daß uns der vermietendeBauer in ein Zimmer einquartiert
hatte, in dem zusätzlich noch zwei jungeDamen in unseremAlter logierten. Die beiden
Mädchen schliefen imDoppelbett. Links und rechts danebenwar je einweiteresBett für
uns zwei Jungen bereitet. Der Bauer in diesem abgeschiedenen Tal empfand vielleicht
überhaupt nichtsBesonderes an dieser verführerischenKonstellation. Fürmich jedoch in
meinemdamaligenZustanddersexuellenSehnsuchtwardasallerdingsnichtganzohne,all
diese Nächte neben einemMädchen zu schlafen, das gegen entsprechende Liebkosungen
wohl auch überhaupt nicht abgeneigt gewesen wäre und nur gepflückt hätte werden
müssen. Da mein Kopf aber in dieser Hinsicht damals von nichts anderem als meiner
Traudl erfüllt war, wurde daraus glücklicherweise nichts. Als VaterWeihmann nach der
ReisevondieserKonstellationerfahrenhatte,wurdeerderartwütend,daßererwog,gegen
denarmenBauernAnzeigewegenKuppelei zu erstatten.Wenn ich esmirheuteüberlege,
51FAWB3, S.37.
52Sammlung von 22Diapositiven Aschau 1957 .
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427