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3.2. JUGENDZEIT 193
ins Jahr 1961, wartenmußte. Der einschlägigeWeg bis zu diesemZiel war sehr ereignis-
reich. Viele BegegnungenmitMädchen oder jungenFrauen habenmich angerührt. Aber
entweder war die Flamme nicht stark genug, die dabei in mir entfacht wurde, oder die
Umstände standen einer engerenBindung imWege.
Unter diesenFrauenmöchte ich nur drei erwähnen. Ich hatte schon imAbschnitt 2.5.3
dieMieterLedermann imParterreunseresHauses in jenenJahrenerwähnt,mitdenenwir
freundschaftlichverbundenwaren.55 Sigiwar einLebemannundCharmeur, der sich auch
nicht scheutemitmir offenüber Sex zu reden. SeineFrau Irmiwar eine charmante junge
Frau, zu der ich mich durchaus hingezogen fühlte und bei der ich so manche Nachmit-
tagsstundemitPlaudernverbrachte,während siebeispielsweisedieHemden ihresMannes
bügelte. Sie ludenmich auch zuHausbällen im Fasching bei sich ein, bei denenmir die
jungen Ehefrauen erotisch richtig einheizten. Ein Bildmit Irmi bei einem solchenAnlaß
zeigt, daß die Sympathie zwischen uns beiden durchaus nicht einseitigwar.56
1959 fuhr ich etwa imMärzwieder einmal nachRiezlern insWalsertal und nahmdort
aneinemweiterenSkikurs teil.BeimAprès-Ski lernte ichLislausKaiserslauternkennen.57
Siewar verheiratetmit einem sehr viel älterenMannundhatte deswegen durchaus noch
Neigungen zu einemJünglingwiemir übrig. Siewäre die richtigeFrau gewesen, diemich
in die erstenErfahrungen sexueller Liebe hätte einführenwollen und können.Aber auch
hier standendemdieUmstände schon inRiezlernentgegenundangesichtsderEntfernung
dann nach unserer jeweiligen Heimkehr erst recht. Sie hatte mich jedoch so sehr aufge-
wühlt, daß ich sie später inVerkennung der Realitäten inKaiserslautern auch nochmals
kurzbesuchte.SelbstmeineMutterhattedarunterzu leiden,diewie folgt formulierte. ...
ein völlig veränderterWolfgang kehrte zurück. Eswaren für dieMutter furchtbar schwere
Wochen, weil sie nicht ergründen konnte, was den Buben so veränderte. Sie hätte ihm
doch zu gerne geholfen, doch durch seineVerstocktheit wurde dasVerhältnis zwischen den
Eltern immer getrübter statt besser. 58Was hätte meineMutter in dieser Situation au-
ßer verständnisvollerToleranz für die schwierigenGefühlsprozesse des 20-jährigenSohnes
schon beitragen können!Überlagert wurde dasGanze noch von demAbnabelungsprozeß
ausderFamilie, den jedeMutter einesSohnesdurchstehenmußundvondemimnächsten
Abschnitt noch dieRede seinwird.
Im darauffolgenden Jahr 1960 lud mich Helma, die Schwester des Kommilitonen (in
Physik undGeige)DietrichBrandt, ein, sie in ihremFiat 500 auf einerReise nachParis
55DieBilder auf S.27 imFAWB3 illustrieren beispielsweise dieses freundschaftlicheVerhältnis.
56FAWB3, S.51.
57FAWB3, S.37.
58Notizen inFAWB1.Gemeint isthierbeinatürlich dasVerhältnis zwischendemSohnunddenEltern.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427