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228 KAPITEL3. ZIELSUCHE
nochtief ineinemidealistischgeprägtennationalsozialistischenDenkenverwurzelt,dasdie
VerbrechenderNazis strikt leugneteundals großangelegtenBetruganprangerte.Dadies
in unserenDiskussionen aber nur amRande eine Rolle spielte, war ich in seiner Familie
mit einer liebenswerten Frau und einer hübschenTochter, Gesine, gerne zuGast.143Der
Sohn, Jan-Gert, war damals schon außerHaus.
Darüber hinaus suchte ich immerwieder denKontakt auchmit dem ebenfalls sehr ge-
bildetenEhepaarBauer, vondemschonmehrfachdieRedewar unddas inzwischennach
Bayreuth gezogen war. Herr Bauer hatte sich im Laufe seiner Schuljahre in Leupolds-
dorf die überregional wohl repräsentativste Schmetterlingssammlung für denBereich des
Fichtelgebirges erarbeitet und konnte auf diesem und anderen Gebieten mit jedem ein-
schlägigen Hochschulprofessor mithalten, ohne daß dieser Wissensschatz in irgendeiner
Weise allgemeinereVerbreitung finden konnte. Die beiden verkörperten ein höchstes gei-
stiges und kulturelles Niveau, das ich mir bei heutigen Grund- und Hauptschullehrern
nichtmehr vorstellen kann. Ich hielt denKontaktmit ihnenbis zu ihremAbleben immer
aufrecht.
Das Studium bis zumVordiplom gestaltete sich so für mich zu einer Geistesschulung
von besonderer Intensität und verzeichnete drei Schwerpunkte. Die Grundlage bildete
das intensivemathematischeTraining,mit dem logisches Schließen und präzises Denken
nachhaltig geschult wurden. Der zweite Schwerpunkt lag auf demErwerb umfangreicher
naturwissenschaftlicher Kenntnisse über unsereWelt. Dabei wurde mir jedoch bewußt,
daß bei dem damaligen Stand der Naturwissenschaften mir diese Erkenntnisse für den
erstrebten Durchblick nicht ausreichen würden. Deshalb machten allgemeinere Themen
einengleichwertigendrittenSchwerpunktaus. IndieserKombinationistschondieVorstufe
meiner späteren Ausrichtung hin zur Intellektik erkennbar, von der dann im nächsten
Kapitel dieRede seinwird.
DiebisherigeBeschreibungmeinerErlangerStudienzeit reichtbiszumEndedeszweiten
Semesters. In der anschließenden vorlesungsfreien Zeit fand ich vom 3.8. bis 27.10.1959
eineAnstellungalsFerienarbeiterbzw.Laborhelfer imNürnbergerMaschinen-undAppa-
ratewerk der Siemens-SchuckertwerkeAG, die ich vermutlichwiederumden gutenBezie-
hungenmeinesVaters verdankte. Damit war das für das Physikstudiumvorgeschriebene
Praktikumdannerfüllt. ImVergleichmitder imvorangegangenenTeilabschnitt beschrie-
benenErfahrung in derWerkstatt desGroßkraftwerks Frankenwar diese neueTätigkeit
viel angenehmer. Ich arbeitete dort mit zwei weiteren Angestellten generell an der Ent-
derenWegzug 1960 noch für Jahre brieflichenKontakt (siehe deren Briefe imAOKorrespondenz sowie
meineBriefentwürfe imAOReflexionenR.1.1, S.51ff,79ff).
143FAWB3, S.50.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427