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232 KAPITEL3. ZIELSUCHE
Beispielsweise unternahm ich kleine Tagestouren mit den Skiern in die Fränkische
Schweiz beiWarmensteinach.153 Ich genoß diese Einsamkeit in der unberührten Schnee-
landschaft und sognicht nurdie kalteWinterluft sondern auchdieBilder dieser abwechs-
lungsreichen Landschaft in mich ein. Angeregt durch solche Erlebnisse machte ichmich
imSpätsommer 1961 zu einerReise inmeinem1960 erworbenenVWandieCôte d'Azur
auf.AusdemWagenmontierte ichdazudenBeifahrersitzweg, umstattdessen eineLiege
dort zu platzieren, sodaß derWagen für meine Zwecke bestens als Wohnwagen taugen
konnte und ich daher auf der gesamtenReise keinQuartier nehmenmußte.
DieReise führtemich in kleinenEtappen durch dieAlpen und den französischen Jura
hinab in die Provence und dann ansMeer. Das erste Etappenziel war der Riegsee154 bei
Murnau, wo Familie Ledermannmit einem richtigenWohnwagen ihre Ferien auf einem
Campingplatz direkt am See verbrachte. Es war nicht nur angenehm, mit diesen guten
Freunden eine kurze Zeit gemeinsam zu verbringen, sondern auch lehrreich, Einiges über
das Campingleben der damaligen Bundesbürger durch aufmerksame Beobachtungen zu
erfahren. Einweiteres und richtig spektakuläres Etappenziel war die landschaftlich groß-
artigeVerdon-Schlucht.155Vonda ging es durch herrlich duftendeLandschaften derPro-
vencebis ansMittelmeerbei Saint-Tropez.156DurchBrigitteBardotwarderOrtbekannt
geworden,wodurchmein Interesse daranwohl angeregtwurde.
Tatsächlich genoß ich diese Küstenregion für einige Tage außerordentlich, vor allem
denwunderbaren Sandstrand am StrandTahiti . Dieser warmit spärlicherMarkierung
in zwei Teile geteilt, einer für mit , der andere für ohne Badebekleidung. Ich wählte
ersteren, um zu baden, mich zu sonnen und die unvertraute Atmosphäre zu genießen.
Unweit vonmir saß einwohl geringfügig ältererMann, der durchZuwerfenvonSteinchen
meineAufmerksamkeit zu erregen suchte,woraufhin ich ihneinfachansprach.Erkamaus
Wien, hatte draußen imWasser einBoot liegenund ludmich ein, dortmit ihmgekühltes
deutsches Bier zu trinken. Die damit verbundenen Absichten waren offenkundig, sodaß
ich dankend verzichtete. Als unbegleiteter Jüngling erging esmir genauwie einer jungen
Frau, die allein am Strand liegt und dort unvermeidlich angebaggert wird. Es war in
jenen Jahren tatsächlich nicht dieses einzigeMal, daß ein Schwuler mit mir in Kontakt
zu kommen versuchte, wobei ich auch das geheime Verständigungszeichen des Kitzelns
der Handinnenflächen beimHandgeben lernen konnte bzw.mußte. Dabei war ich selbst
eindeutig heterosexuell und vor allem auf dieser gesamtenReise vonmeinerGefühlslage
153FAWB3, S.38.
154https://de.wikipedia.org/wiki/Riegsee, Zugriff 5.3.2016.
155https://de.wikipedia.org/wiki/Verdonschlucht, Zugriff 5.3.2016.
156https://de.wikipedia.org/wiki/Saint-Tropez, Zugriff 5.3.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427