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246 KAPITEL3. ZIELSUCHE
das Haus verließen. Viele der Nächte verbrachte ich in Kneipen, vor allem in der (auch
heute noch existierenden) Tangente in der Kettengasse. Bei einer solchen Gelegenheit
lernte ich Heike undmit ihr eine ganze Clique von Student|inn|en kennen, der ichmich
für einige Zeit anschloß. Gerade weil deren Studentenleben in krassemKontrast zumei-
nem bisherigen stand, war das für mich eine völlig neue und vorübergehend durchaus
heilsameErfahrung eines sich reflexartigenTreibenlassens.Wir verbrachtenvieleAbende
undNächte gemeinsamund fuhren amWochenende in die nähere Umgebung. Auf einer
solchen Fahrt in die Pfalz lief mir ein Feldhase so geschickt unters Auto, daß er von
einemSchlag auf denKopf seinLebenhingebenmußte, sonst aber unversehrt blieb.Also
wurde er mitgenommen und zuhause bei Heike dann fein zubereitet. Heike war bereits
eine Fraumit Erfahrung aus einer vorangegangenenBeziehung, sodaß ich von ihr auch
auf sexuellemGebiet lernen konnte. Sie brachte auch die für uns völlig neue Information
in dieRunde, daß es nun eineAntibabypille gäbe.191
Dieseswegenmeines Auflebens fürmich singuläreHeidelbergerSommersemester fand
einenHöhepunktmitdemtraditionellenHeidelbergerSchloßfest. IchwarvorhermitHeike
nachAnnecy gefahren.Dorthin hatte esmeine Schwester einigeMonate vorher samt der
Firmaverschlagen, in der sie inBasel gearbeitet hatte.Nun standaber ihreHochzeitmit
Guntrambevor, sodaß sie dort gekündigt hatte.Wir packten alle ihre Sachen inmeinen
VW und fuhren zurück nach Heidelberg. Dort besuchten wir dann gemeinsam dieses
rauschendeFest indengeschichtsträchtigenGemächernbis zumfrühenMorgen.Annelore
verliebte sich dabei in einen sehr netten Studenten, den sie danach aber niemehrwieder
gesehenhatte.Anschließend fuhr siemitGuntram unddannnachSemesterschlußauch
ich zurück insElternhaus nachNürnberg.
Dort stand am31.8.1961AnneloresHochzeit, standesamtlich inNürnberg, kirchlich in
Dinkelsbühl unddieHochzeitsfeier inWeißenburg bevor, von der schon imAbschnitt 3.3
die Rede war. Wichtiger für mich war dasWiedersehen mit Christiane, die mich kurz
davor in Heidelberg noch besucht hatte, bei welcher Gelegenheit wir uns noch vorsich-
tig abgetastet hatten. Nun aber wuchs eine echte Verliebtheit und Liebe. Die sexuelle
Vereinigung in meinemHinterhauszimmer ergab sich dann irgendwann in natürlichster
Weise.192Da die fünfeinhalb Jahre Jüngere noch zwei Jahre Schule bis zumAbitur vor
sich hatte, ich aber an anderenOrten studierte und vor allemda die freie Liebe zu jener
Zeit gesellschaftlich nur bedingt offen geduldet war, handelte es sich nach außen noch
für geraumeZeit um eine eher freundschaftlicheVerbindung. Immer gerne hielt ichmich
191Tatsächlich brachte die ScheringAGdasVerhütungsmittelAnovlar ab dem1.6.1961 inDeutschland
auf denMarkt (https://de.wikipedia.org/wiki/Antibabypille, Zugriff 17.3.2016).
192ImTBI, S.146, sowieTBII, 68ff, gibt esHinweise zu diesemAnfang.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427