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288 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
derUniversität des Saarlandes sowie amdortigenMax-Planck-Institut undgehört zuden
besten deutschen Informatikern überhaupt.
Gleich zumBeginnmeiner Tätigkeit an der TUwurde der aus vier miteinander ver-
bundenen Blöcken A D17 bestehende Neubau auf dem Südostgelände zwischen Arcis-,
Gabelsberger- und Barerstraße fertiggestellt. Mein Dienstzimmer lag in der Nord-West-
Ecke des dritten Stocks imBlock C. Im Stockwerk darüber befand sich an der Ostseite
ein großerRaum, in demwir unsmittags zuKaffee und angeregtenDiskussionen zusam-
menfanden,wasdenZusammenhalt der vielenMitarbeiter des gesamtenMathematischen
Instituts und das Vertrauen zueinander sehr festigte. Einige Zeit nach meinem Eintritt
initiierte ich ein internes Seminar, in dem sich die Mitarbeiter über ihre aktuellen For-
schungsarbeiten austauschen konnten. Ich selbst hielt darin in denAnfangsmonaten drei
Vorträge, um als gutes Beispiel voranzugehen.18 Es gelangmir so relativ rasch, mich in
dieGemeinschaft des Instituts einzufügen undmir darin ein gutes Ansehen zu verschaf-
fen.19GelegentlichnahmichauchandenwöchentlichenBesuchenamAbendbeim Jugo ,
einemnahegelegenen JugoslawischenLokal teil, zu denen sich auchBauer selbst hin und
wieder einfand.
ImHerbst1969veranstaltetedas InstitutoffizielleEröffnungsfeierlichkeiten fürdieneu-
enGebäude.BeidieserGelegenheit fandendieHabilitationsvorträgederbereitsgenannten
MitarbeiterEickel, LangmaackundPaul statt.AlsGastrednerwarRichardBüchi (1924
1984) eingeladen, der anderPurdueUniversity inWestLafayette, IndianaUSA, lehrte.20
Dieser hatte bei Paul Bernays an der ETHZürich promoviert. Bernayswar unterDavid
Hilbert auchder eigentlicheBetreuer vonSchüttesDissertationgewesenundSchüttehat-
te zudemeinJahranderETHverbracht.Kurz, SchütteundBüchi kannten sich recht gut
und saßen daher bei der anschließenden geselligenRunde zusammen, zu denen ichmich
als Logiker dann natürlicherweise auch gesellen durfte.
BauergenoßandiesemTagseinengroßenbisdahinerzieltenErfolg,der indemNeubau
seinensichtbarenAusdruckgefundenhatte.Vor internationalbekanntenWissenschaftlern
wie Büchi und Schütte hatte er aber durchaus noch einen spürbaren Respekt, der auch
dadurch zumAusdruck kam, daß er sich in kein längeresGesprächmit demHauptredner
Büchi einlassen wollte. Er kam daher nur kurz bei uns vorbei und warf uns in brüskie-
renderWeise die folgendeAussage quasi vor die Füße: Die Informatik hat sich zu einer
17VonWestAnachOstCnachNordD.
18Themen: Konstruktive Untersuchungen in der einfachen Typenlogik (26.1.1970); Modelle für den
Lambda-Kalkül; Beweisverfahren in derPrädikatenlogik nachDagPrawitz (die letztgenannten ebenfalls
im erstenHalbjahr 1970).
19 Ich habe dasGefühl, daßmanmeineArbeit achtet ist imAOReflexionenR.1.3, S.180, zu lesen.
20https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Richard_Büchi, Zugriff 24.5.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427