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306 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
eigentlich nicht vernünftig beantwortet werden können, springen die Unterschiede doch
ins Auge, die sich ausschließlich infolge dieses Auslandsjahres für unser Leben ergeben
haben. Ichmöchtedie sichdaraus ergebendenFolgen in subjektive, beruflicheundprivate
unterteilen und diese derReihe nach jeweils kurz beschreiben.
Mankannsichvorstellen,wiedasJahr inMünchenverlaufenwäre,wennwirnicht indie
USAgegangenwären.Eswärehalt inetwasoweitergelaufenwievorherunddannnachher
auchwieder. ImVergleich dazu habenwir in denUSA so vielNeues erlebt und erfahren,
daß ich allein darüber locker ein ganzes Buch füllen könnte. Zweifelsohne verändert eine
derartig reiche Erfahrungsfülle denMenschen nachhaltig und beschert ihmFähigkeiten,
überdie er vorhernichtverfügenkonnte. SubjektivwardiesesAuslandsjahr für jedenvon
uns daher in jedemFall ein großerGewinn, nicht zuletzt auch für unsere kleineMiriam,
die im aufnahmefähigsten Alter von etwa zwei Jahren Vieles erleben konnte, was sich
ihre zuhause gebliebenenAltersgenossennicht einmal erträumenkonnten, undgleichwohl
immer in der sicherenObhut ihrer Eltern geborgenwar.
Die beruflichenFolgenunseresUSA-Aufenthaltswaren fürmichbesonders ausgeprägt.
MitWirkung des 1.1.1973 wurde ich vomBayerischen Kultusminister HansMaier zum
Oberassistenten ernannt, womit ich eine quasi unkündbare Dauerstelle als Beamter auf
Widerruf erlangte.AuchwenndieseBeförderungerst eineinhalbJahrenachderRückkehr
aus denUSA erfolgte, ist es wohl sehr unwahrscheinlich, daß ich sie ohne diese sichtbare
Qualifizierung erlangt hätte.
Mein Ansehenszuwachs unmittelbar nach der Rückkehr in meine Arbeitstelle an der
TUMwar sofortbei allendeutlich zu spüren.Dorthatte sich inderZwischenzeit auchEi-
niges verändert.Herr Langmaack,mein bisherigerBetreuer undvonmir sehr geschätzter
Wissenschaftler, war leider schon 1970 als Ordinarius an die Universität des Saarlandes
berufenworden.HerrPaulwarEnde 1970 zumOrdinarius innerhalb derTUMbefördert
worden und Herr Eickel konnte sich der gleichen Beförderung ein Jahr später erfreuen.
DieseErhöhungderProfessorenstellen brachte zugleich eine deutlicheErhöhungderMit-
arbeiterstellen mit sich. Diese beiden ebenso wie die bisherigen Professoren Bauer und
Samelson hatten daher einen großenBedarf und ein Interesse an qualifiziertenMitarbei-
tern. Aus guten Gründen blieb ich trotz entsprechender Abwerbungsversuche unter der
Betreuung vonHerrn Samelson. Zum einen hatte ermir schon vorher jeden Freiraum in
meinen Forschungen belassen. Zum anderen war er eigentlich der einzige unter den vier
Genannten, demwissenschaftlichesArbeiten echt amHerzen lag, auchwenn er selbst zu
jener Zeit aufgrund seiner hohenArbeitsbelastung so gut wie nichtmehr aktiv forschen
konnte. ErwarwährendmeinerAbwesenheit in dieNord-Ost-Ecke des dritten Stocks im
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427