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4.2. KIETABLIERUNG 335
Lebenunterscheiden, die sich etwa inderMitte der siebziger Jahre überschneiden. In der
zweitenPhasehatteerdenHöhepunktseinerMachtundseinesEinflussesvoll erreichtund
nach demTod seiner ersten Frau eine deutlich jüngere Frau eineMitarbeiterkollegin,
nachmeiner ErinnerungFrauHildegardVogg geheiratet, die demvorherKinderlosen
dann fünf Kinder gebar. Beides scheint ihn in seiner zweiten Lebensphase etwas milder
gestimmt zu haben. Ich fokussiere hier auf die erste Phase, in die mein Habilverfahren
fällt.
Von einem/r Hochschullehrer|in erwartet man, daß er einerseits die wissenschaftliche
Erkenntnis vorantreibt und dabei in fairerWeise allen unterschiedlichen wissenschaftli-
chen Ansätzen gleiche Chancen einräumt. Andererseits sollte er/sie wie jeder Pädagoge
die ihm/r zur Aus- und Fortbildung Anvertrauten im Rahmen von deren Fähigkeiten
diemöglichst optimaleFörderung zuteil werden lassen.Gegen diese beiden allgemein an-
erkannten Grundsätze hat Herr Bauer in vielfacher Hinsicht und ziemlich rücksichtslos
verstoßen.Machtgewinn undVermehrung seines Einflusses waren seine für ihn entschei-
denden Werte , denen er alles andere ohneRücksicht auf den Schaden fürWissenschaft
und die unter seinemEinfluß darin tätigenMenschen unterordnete. Für diesemeine per-
sönliche Einschätzung von dieser seiner dunklen Seite will ich eine Reihe vonBeispielen
zurErläuterung anführen.
DashervorstechendsteBeispiel istdievonBaueretablierte Institutsstruktur. Indervon
ihm 2007 herausgegebenen Festschrift wird die Behauptung aufgestellt, daß das damali-
ge Institut die Tradition als Department begründet habe.79 Sie ist in einer für Bauer
charakteristischenWeise falsch. Denn sie ist zwar zutreffend für alle Aspekte, die von
außen her leicht erkennbar sind. Im wichtigsten, oberflächlich aber nicht leicht erkenn-
baren Punkt der gemeinschaftlichenVerantwortung trifft sie aber überhaupt nicht zu.
Vielmehr ähnelte die damalige Struktur der einer autokratischen Herrschaftsform. Bau-
er war der autoritär regierende Herrscher über seine Bäuerlinge , wie wir Untertanen
einschließlich der übrigen Professoren bis auf ein paar vereinzelte Dissidenten damals
allgemein genanntwurden. Die Idee derDepartmentstruktur, die imÜbrigen in den an-
gelsächsischenLändern damals längst üblichwar, istmit einer derartigen autokratischen
Herrschaftsformvöllig unvereinbar und die zitierteBehauptung daher eindeutig falsch.
DieseHerrschaftsformmanifestierte sich inunzähligenDetails.AllewichtigenEntschei-
dungen wurden im wöchentlichen Professorengespräch diskutiert . Wie ich an Beispie-
79 Die Tradition als Department, im Gegensatz zur Lehrstuhlgruppe, wurde damals begründet: Ein-
heitliche Personal- und Sachmittelverwaltung bei weitgehend gemeinschaftlicher Verantwortung für die
Entwicklung des Faches. Friedrich L.Bauer (Hrsg.), 40 Jahre Informatik inMünchen: 1967 2007, Fest-
schrift, 2007, S.13f.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427