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4.2. KIETABLIERUNG 341
gründete und eineWeltkarriere als genialer Komputeringenieur und Firmengründer hin-
legte?86WosinddieUnternehmensgründungenausdemdamaligen Institut für Informatik
derTUMheraus, die vergleichbarmit einer SAP,SoftwareAGoderScheerAGspäter die
Weltder Informationstechnologie (IT)prägten?Welchenachhaltigen Ideenhabenausden
mit sehr vielGeld ausgestattetenForschungsprojektenÜRF, SFB49,CIP oderBSM87 in
irgendeiner signifikantenund sichtbarenWeiseEingang indie damaligedeutsche oder gar
internationale Technologieentwicklung gefunden? Da sich die TUM als Eliteuniversität
gernemit Spitzeninstitutionenwie demMIT in denUSAvergleicht, zu demman solche
Fragen sofort positiv beantworten könnte, sind diese Fragen durchaus nicht unangemes-
sen. Ich jedenfalls kenne imFalle der TUM inBezug auf deren für IT relevanten Fächer
und imHinblick auf die damalige Zeit keine überzeugendenAntworten.
Die Förderung Bauers vonMitarbeitern im Sinne der Erfüllung seinesMachtstrebens
verhalf also einer Reihe von diesen zur Erlangung von gutdotierten Positionen. Andere
waren weniger glücklich, weil sie für Bauers Zwecke ausgebeutet wurden. Ein Beispiel
ist der liebenswerte und gutmütige, dabei extrem tüchtige und sorgfältige Hans Kuß.
Aufgrund seiner hilfsbereitenArtwurdedieserwahrhaft fähigeDiplomphysiker vonBau-
er zum Mädchen für alles degradiert. Er hätte das Zeug zum Promovieren und einer
darauf aufbauenden fachlich ergiebigen Karriere allemal gehabt, wurde aber derart mit
Verwaltungsaufgabenüberschüttet, daß ihmdieZeit dafürniemehr zurVerfügung stand.
NachdemzweitenobenzitiertenakademischenGrundsatzwäre esdiePflicht seinesChefs
gewesen, ihn optimal in seinemWeiterkommen zu fördern. Stattdessenmißbrauchte ihn
Bauer dauerhaft als weit überqualifizierten Sekretär und verstieß damit auch auf eine
solcheWeise gegen diesen Grundsatz.Wie Kuß gab es viele weitere fähigeMitarbeiter,
diemangels ausreichender Betreuung oder Förderung bzw. durch ihrenmißbräuchlichen
ausbeuterischenEinsatzZeit ihresBerufslebenskeine ihrenQualifikationenentsprechende
86LindauerZeitung, 4.10.2000,Nr.229/4: Weil ihndasStudiumanderTUMünchen langweilte,wech-
selte er ... .
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_von_Bechtolsheim: NachdemAbiturbegannBechtolsheimmit
UnterstützungderStudienstiftungdesdeutschenVolkeseinStudiumderElektrotechnikmitSchwerpunkt
DatenverarbeitunganderTechnischenUniversitätMünchen.Erwar verärgert, dass denStudentenkeine
Computer zurVerfügung standenund stellte imNachhinein fest: `DieDeutschenhabendenKopf in den
Sand gesteckt.
87Das Überregionale Forschungsprogramm (ÜRF) wurde von 1967 bis 1977 vomBundesminister für
wissenschaftlicheForschung gefördert.Der Sonderforschungsbereich 49wurde von 1967 bis 1985 von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. CIP (computer-aided, intuition-guided program-
ming) und BSM (BetriebssystemMünchen) waren darin besonders herausgestellte Teilprojekte. Siehe
dazu: Friedrich L. Bauer (Hrsg.), 40 Jahre Informatik inMünchen: 1967 2007, Festschrift, 2007, S.27ff,
37ff, 44f, 61ff.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427