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4.2. KIETABLIERUNG 351
Denn erstens ging es ja um dieQualität des Textes und nicht ummeine Spezialisierung
und zweitens war ich bei meinemHintergrund als Logiker für dieses Gebiet keineswegs
schlechtausgewiesen.HinterderEntscheidungstecktevermutlichein tiefererGrund,über
denman nur spekulieren kann.104Kurz, Vorlesungen übermein Spezialgebiet durfte ich
nicht abhaltenundüber die InhaltemeinerVorlesungendurfte ich nicht publizieren, eine
weiterhin unangenehmeZwickmühle.
ImStudienjahr 1978/79wurdemirwieder dieVertretung eines ordentlichenLehrstuh-
les diesmal am Institut fürAngewandte Informatik undFormaleBeschreibungsverfahren
derUniversitätKarlsruhe anvertraut analogwie die vorangegangeneVertretung in Saar-
brücken. Ich verdanke die Einladung zum einen Herrn Prof. Thomas Ottmann, der wie
ich aus der Logik kam, zumanderenHerrnProf.Wolffried Stucky, dermir wohl schlicht
aus Fairneß wohlgesonnen war, aber mutmaßlich auch Herrn Prof. Peter Deussen, mit
dem ich in jenen Jahren imFachausschuß 6 derGI eng und freundschaftlich zusammen-
arbeitete.105Dort hielt ich zwei Grundvorlesungen sowie drei Spezialvorlesungen, davon
zwei erstmals inDeutschlandzumeinemFachgebietKünstliche Intelligenz (unddasmehr
als sieben Jahre nach meinen Vorlesungen in Detroit). Wie in Saarbrücken und an der
HochschulederBundeswehrentstandenVorlesungsskriptenzuausgewähltenVorlesungen,
auf diewir noch zu sprechen kommen.
Das Jahr in Karlsruhe war auch wissenschaftlich ein sehr produktives. Über die Er-
gebnisse habe ich imKolloquium vor Ort während dieser Zeit dreimal vorgetragen, was
dasgroße Interesse anmeinerArbeitbekundet.Amdortigen Institut für Informatikhatte
Dr. JörgSiekmannseit 1976damitbegonnen, eineForschungsgruppezumAutomatischen
Beweisen aufzubauen. Herr Siekmann hatte schon seit 1974 aus Englandmitmir korre-
spondiert,mich inMünchenaufgesucht unddabeimeinenAnsatz indiesemGebiet hoch-
gelobt.NachseinemStart inKarlsruhehatteerdannaberzumeinergroßenEnttäuschung
einenganzanderenAnsatzverfolgt.Gleichwohl ergabensich sehr engeBezugspunkte zum
Austausch gegenseitigerwissenschaftlicher Erfahrungen.
Bei einer solchen Gelegenheit gegen Ende 1978 schilderte er mir auch eine ungelöste
Problemstellung, ander seineGruppe seitMonatenarbeitete.106AufderZugfahrt zurück
nach München machte ich mir das Problem im Rahmen meines eigenen Ansatzes klar
undhatte sofort die Idee zur Lösung desProblems. Ich skizziertemir diese Lösung übers
104DasZunftdenken ist inDeutschlandbis heuteweit verbreitet;wer inderZunft nicht ausgewiesen ist,
genießt auch keine diesbezüglichenRechte. Zudemkonnte ich halt keinenProfessorentitel vorweisen.
105DenvertretenenLehrstuhlhattevorherProf.HermannMaurer inne, fürdessenwissenschaftlicheund
sonstige Leistungen ich bis heute einen hohenRespekt empfinde.
106Es handelte sich umdasProblemderVollständigkeit undKonsistenz derKonnektionengraphresolu-
tion, das hier nicht im einzelnen ausgeführtwerden soll.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427