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368 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
Rahmen der Projektemit denmodernsten Rechnern der Zeit ausgestattet. Die offizielle
Einweihungsfeier fand unter derAnwesenheit desPräsidenten derTUM,WolfgangWild,
im Januar 1986 statt.161Mit seinerTeilnahmebezog derPräsident sichtbar und deutlich
gegen Herrn Bauer und seineMitläufer Stellung, die mit ihrer engstirnigen Haltung die
Etablierung an derTUMeines sowichtigenTechnologiegebietes wie derKI jahrelang zu
unterbinden versucht hatten.
Damit ergab sich einederwohl allerskurrilstenSituationen,die es je an einerdeutschen
Universität gegeben hat: ein international bekannter und geschätzterWissenschaftler lei-
tete eine für ein Hochschulinstitut große Forschungsgruppe aus wissenschaftlichenMit-
arbeitern,162war formal aberweiterhin in einer abhängigen und subalternen Stellung, in
der ihm verwehrt war eigenständig zu lehren, seinWissen an Studenten weiterzugeben
oder auch seinenMitarbeitern zu einer weiterenQualifikation an derTUMzu verhelfen.
Stattdessenmußte er in einer zweckentfremdetenWeise genausowie die jüngstenAnfän-
ger unter den Institutsmitarbeitern als Tutor beispielsweise bei der Unterstützung der
mathematischen Grundausbildung von Studenten des Maschinenbaus tätig sein, wie er
es trotz seiner inzwischen hohenQualifikation zwangsweise bereits seit zwei Jahrzehnten
tat. Die Verantwortung für diesen eklatantenMißbrauch intellektuellen Kapitals haben
die damaligenund vor Jessenberufenen InformatikprofessorenderTUM,allen vorander
autokratischeHerrscherBauer zu tragen. IhrVerhalten erwies sich als verantwortungslos
vorallemauchgegenüberdengenanntenMitarbeitern inmeinerGruppe,denen innerhalb
der TUMunter ihrem Leiter eine formaleWeiterqualifikation quasi in Sippenhaft nicht
möglichwar, obwohlQualifizierung zu den ureigenstenAufgaben einesUniversitätsinsti-
tuts gehört.
Angesichts ihrer Skurrilität konnte die so entstandene Situation auf Dauer nicht ohne
eine grundlegendeVeränderung stabil weitergeführtwerden. Eine solcheVeränderung ist
dann 1987 tatsächlich erfolgt. Wie es dabei mit der Gruppe und ihrem Leiter weiter-
ging,wird dannder nächsteAbschnitt 4.3 berichten.Hier seien in diesemUnterabschnitt
weisewurden acht von ihnenProfessoren, zwei weitere habilitierteUniversitätsangestellte imMittelbau,
einer wurde ein erfolgreicher Forscher bei der NASAund einer CEO von Siemens Taiwan, während die
restlichen zehn soweit bekannt teils führende Stellungen in der Industrie einnahmen,wozuDetails unter
http://www.intellektik.de/index/WolfgangBibel.htm zu finden sind, Zugriff 30.8.2016.
161Kurze Zeit daraufwurdeHerrWild von 1986 bis 1989 der erste bayerischeWissenschaftsminister.
162Mit Ausnahme von Bauer leitete beispielsweise keiner der damaligen Informatikprofessoren an der
TUMeine vergleichbar großeForschungsgruppe.
Formal galt hausinternHerr Jessen als Leiter derGruppe.Da sein Forschungsschwerpunkt jedoch völlig
verschiedenvondemderGruppewar,hatersichvormeinemspäterenWeggangnie inhaltlicheingebracht.
Als ihmspäter ein entsprechenderAnspruch in einem Interviewunterstelltwurde, hatte er dies dezidiert
von sich gewiesen undmir in seiner fairenWeise die alleinige Führung zugestanden.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427