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4.2. KIETABLIERUNG 375
undnochheute amAltenPeter inMünchen ansässigenGeigenbaumeisterPeterBenedek
wegen eines Instruments für meinen quasi zweiten Hauptberuf auf,182 das an die Stelle
desjenigen treten könnte, von dem imAbschnitt 2.5.1 die Rede war (und das ich dann
Nora für ihrenUnterrichtüberlassenkönnte).ZufälligerweisehatteergeradedieGeigedes
damaligenKonzertmeisters desMünchnerRundfunkorchesters,HerrnGünther Salber,183
in Kommission, der diese durch ein noch deutlich wertvolleres Instrument ausgetauscht
hatte. So kam ich in den Besitz eines dieser großartigen Kunstwerke aus der Blütezeit
des italienischen Geigenbaus, das ich bis heute spiele, liebe und schätze.184 Zu diesem
herrlichen Instrument gesellte sich dannbald ein entsprechend guter Dörfler Bogen aus
dem für dieBogenherstellungweltweit bekanntenBubenreuth.185
DerKaufderVioline ist untrennbarmitdemTodmeiner liebenTanteRolaverbunden,
die nach demTodmeinerMutter fürmich so etwas wie eine Ersatzmutter gewesen war
und die ich regelmäßig besucht hatte. 1978wurde bei ihr Unterleibskrebs diagnostiziert.
Sieordnetedaraufhin ihreaus einer lebenslangenTätigkeit alsPostsekretärin erwirtschaf-
teten Habseligkeiten und folgte der Empfehlung ihres Hausarztes, sich ins Krankenhaus
zubegebenwohlwissend,daß sievondort lebendnichtmehrherauskommenwürde.Noch
an ihremTodestag, dem10.6.1978, stand ich an ihremBett.Angeschlossen ua. an einem
Atemgerät konnte sie aber mit keinem Zeichen mehr zu erkennen geben, ob sie meine
Anwesenheit überhaupt noch wahrnehmen konnte. Mit dem betreuenden Arzt kam ich
überein,daßalle lebensverlängerndenMaßnahmendasLeidennurnochverschleppenwür-
den. So teiltemir dieKlinik wenige Stunden nach diesem letztenBesuch ihrenTodmit.
DasiekeineNachkommenhatte, erbtenmeineSchwesterund ich ihrmühsamangespartes
Guthaben.DieserErbteil steckt zumbleibendenGedenken anmeineLieblingstanteRola
in derwunderbarenLandolfi, die ichmir sonst nicht hätte leisten können.
Auch alle anderen nahenVerwandten aus derGenerationmeiner Eltern trugenwir in
jenen siebzigerundachtziger JahrenzuGrabe.Vorallemwarendiesdie vier verbliebenen
182http://benedek.de/, Zugriff 19.8.2016.
183http://benedek.de/referenzen/guenther-salber, Zugriff 19.8.2016.
184Es handelt sich um eine charakteristische und besonders schöne Arbeit des Geigenbaumeisters
Carlo Fernando Landolfi, gefertigt 1755 in Mailand (der Originalzettel in der Geige lautet: Carlo
Ferdinando Landolfi nella Contrada di Santa Margarita al Segno della Sirena Milano 1755 ). Die
Echtheitdes Instrumentsals einvollständig erhaltenesWerkdiesesMeisterswurdedurchvier anerkannte
Gutachter bestätigt.
Landolfi, der seine Ausbildung in Cremona, dem Mekka des Geigenbaus, erhielt, wird
zudemhalbenDutzendderbestenSaiteninstrumentenbauerderGeschichtegezählt
(https://en.wikipedia.org/wiki/Carlo_Ferdinando_Landolfi, Zugriff 19.8.2016).
185http://www.doerfler-bogen.de/, Zugriff 19.8.2016.
Manmag sich daran erinnern, daß ich meine erste Geige auch von einemHändler aus Bubenreuth er-
standen hatte, wie imAbschnitt 2.5.1 erzähltwurde.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427