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418 KAPITEL5. RESÜMEE
Leiderhatnochniemandden SteinderWeisen gefunden.DieVorteilemeinesPrinzips
haben daher durchaus auch ihren Preis, der in verschiedenen Formen zu entrichten ist.
Eine dieser Formen ist jedem sofort offensichtlich. Nachdenken ist nämlich, wie bereits
gesagt, sehrmühsam,anstrengendundzeitaufwändig,wie jederauseigenerErfahrungbe-
kundenkann,wenner ehrlichmit sich ist. Jeder vonunsweichtdieserAnstrengunggerne
so aus, daßman zur Entscheidungsfindung lieber einenVertrauten nach seinerMeinung
fragt, sich dieserMeinungmehr oderweniger reflexhaft einfach anschließt und seinHan-
delndanachausrichtet.Das istallemalwenigeranstrengendalsalles selbstdurchzudenken
undsichdasdazuerforderlicheWissenanzueignen.Manchmalklapptdiese einfacheForm
des Entscheidens auch ganz gut. Oft aber kommt dabei eben nur eine suboptimale und
keine bestmögliche oder optimale Lösung heraus, wasman dann später vielleicht bereut
(oder die Schuld für später sich daraus ergebende Probleme dann demVertrauten zuzu-
schieben versucht). Ohne Fleiß kein Preis triff aufmeinPrinzip uneingeschränkt zu.
Eineweitereundweniger offensichtlicheFormdesPreises, denmanbei derAnwendung
meinesPrinzips zu entrichten hat, besteht darin, daß seine konsequenteDurchführung in
der Regel auf großeWiderstände in der Gesellschaft stößt, die es dann zu überwinden
gilt,was zusätzlichenmühevollenAufwanderfordert.Werwill sichdiesenAufwand schon
aufhalsen?! Also folgtman reflexhaft in der Regel doch lieber dem einfacheren Lösungs-
weg, der zwar nicht optimal ist, in derGesellschaft aberwenigerWiderstände auslöst. Es
ist meine These, daß dieses Verhalten nicht nur für den Einzelnen sondern auch für die
Gemeinschaft letztlich eine nachteiligere Entwicklungmit sich bringt.Mit anderenWor-
ten, ichglaube,daß indieserHinsichtunseregesellschaftlichenVerhaltensstruktureneinen
grundsätzlichenFehleraufweisen,dessenBeseitigungunsallenzumVorteil gereichenwür-
de.MeinLebenslaufmachtdiesenFehler inwohl seltenerKlarheit sichtbar.Beidesmöchte
ich nundetaillierter ausführen. Zumeinen also, umwas für einenFehler es sich dabei ge-
nauer handelt undwarum es für uns alle besser wäre, wennwir uns umdie Beseitigung
dieses inhärenten Fehlers bemühen würden, und zum anderen, warummein Lebenslauf
entscheidendmit diesemFehler zu tun hat. Beginnenwirmit dem letzteren.
ImVerlauf der vorangegangenen Kapitel habe ich unzählige Geschehnisse in meinem
Leben mit demMuster Erschwernis mit glücklichem Ausgang charakterisiert. Immer
war ich in solchen Situationen unversehens mitWiderständen konfrontiert, die nur mit
großerBeharrlichkeit irgendwannüberwundenwerdenkonnten.Der eklatantesteFall un-
terdiesen ist zweifelsohnemeinegescheiterteHabilitationunddie sichdaraus ergebenden
massivsten Schwierigkeiten für mein danach folgendes Leben, die imAbschnitt 4.2 aus-
führlich geschildertwurden. Ichwill hier also zunächst zeigen, daßdieserFall (ebensowie
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427