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422 KAPITEL5. RESÜMEE
die ichhiermitmeine.WelchemunsererHöchstbegabtenwirddieMöglichkeit solcherAr-
beitsbedingungenzurErarbeitungvonProblemlösungenzurVerfügunggestellt,dieanders
oder von anderen einfach nicht erbracht werden können? Sie waren schon in der Schule
immer die Gescheiteren. Sollen sie dochmit ihrer Gescheitheit selbst sehen, wie sie zu-
rechtkommen! Das ist die übliche Einstellung in unserer Gesellschaft hierzu, die wir im
eigenen Interesse ändern sollten.
Noch eine letzte Beobachtung zu dieser generellen Problematik. Unsere Fernsehpro-
grammesindvollmitQuiz-Sendungen.Auchhierbelohnenwirwiederunsere fehlgeleitete
SuchtnachReflexenundergötzenunsanderenAnsicht.Dabei istWissenalleinundohne
eine gleichwertiges Training zur Reflexion von recht geringemNutzen für unsere Gesell-
schaft. DieWissensspeicherung können inzwischen unsere elektronischen Speichermedien
viel besser und zuverlässiger bewerkstelligen.Produktiverwärendaher Sendungen, in de-
nenWissen in Verbindung mit Nachdenken auf den Prüfstand gestellt würden. Leider
benötigt aberNachdenken halt viel zu lange Zeit, als daßmandieseGeduld einemFern-
sehpublikumzumutenkönnte,dasdenschnellenReizerhaschenmöchte.Alsokommtauch
hier der Nachdenkliche nicht zum Zuge, ebensowenig übrigens in den vielen Talkshows,
die gerne von denGeschwätzigen und leider viel zu selten von den nachdenklichKlugen,
gleichzeitig aberweniger eloquenten dominiertwerden.
Natürlichhabe ichkeineeinfacheundpauschaleLösungzurÜberwindungdiesesgrund-
sätzlichenFehlers inunseremevolutionär entstandenen sozialenVerhaltenparat. Sichdes
Fehlers bewußt zu werden, was ich mit dieser Analyse zu erreichen versuche, wäre im-
merhin schon ein erster Schritt hin zu seiner Vermeidung. Seine Ausrottung wird noch
viele Jahre und Jahrzehnte des Bemühens erfordern und fundamentale Strukturen der
Gesellschaft tangieren, worauf ich hier imEinzelnen nichtweiter eingehenmöchte.9
MeineobenbeschriebenesubjektiveZufriedenheitmitdeminmeinemLebenErreichten
kann ichdaher keineswegs verabsolutieren.Vielmehr,washätte ichnochalles zumWohle
unserer Gesellschaft schaffen können, wennmir aufgrund dieses grundsätzlichen Fehlers
Zeitmeines Lebens nicht so viele Hindernisse in denWeg gelegt wordenwären!Weil ich
selbst dafür keineVerantwortung tragenmuß, kann ich fürmichmit diesemMonituman
dieGesellschaft alsGanzes sehr gut leben und insofern beeinträchtigt esmeine subjekti-
ve Zufriedenheit in keinerWeise. Gleichwohl möchte ich noch einige Andeutungen dazu
machen,welchewissenschaftlichenZiele ich fürmöglich und vonmir erreichbar hielt, die
ich angesichts derUmstände dann aber leider doch infolge der widrigenUmstände nicht
ansteuern konnte.
9EntsprechendeVorschläge finden sich in:WolfgangBibel, Lehren vomLeben Essays überMensch
undGesellschaft, DeutscherUniversitäts-Verlag,Wiesbaden, 339 Seiten, 2003.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427